Bildungsorganisationen und Bildungsverantwortliche kommen immer wieder in die Situation, dass sie neue technische Werkzeuge einsetzen bzw. in ihr Lernökosystem integrieren möchten. Aber häufig verfügen sie nicht über das Know-how, dies in systematischer Weise umzusetzen. Ein umfangreicher Artikel in EDUCAUSEreview zeigt Modelle für das Vorgehen auf.
“Grosse” und “kleine” Lösungen
Wenn es darum geht, Plattformen wie etwa Lern-Management-Systeme (LMS) in Bildungsinstitutionen einzuführen, dann werden in der Regel Projekte aufgesetzt, erfahrene Projektmanager eingebunden und ein – mehr oder weniger systematischer – Auswahlprozess definiert. Anders ist es, wenn kleinere, weniger kostenintensive Lösungen eingeführt werden sollen. Beispielsweise Lösungen für E-Assessments oder verschiedene Apps für kollaboratives Lernen (und Arbeiten) – etwa Apps für digitale Pinnwände (z.B. Padlet) oder Audience Response-Apps (z.B. Mentimeter). Hier sind Bildungsverantwortliche oder Ed-Tech-Beauftragte in der Regel auf sich allein gestellt.
Drei Szenarien
Pat Reid, Gründungspartner der Agentur Curriculum Design Group (CDG) und ehemals Direktorin für Instructional Innovation an der University of Cincinnati, stellt in einem ausführlichen Beitrag verschiedene Varianten des Vorgehens gegenüber. Dabei unterscheidet sie drei Szenarien, je nachdem wie die Auswahl / Einführung eines neuen Werkzeugs initiiert wird:
- durch Ed-Tech-Fachexperten (z.B. an einer Hochschule);
- durch Anfragen nach spezifischen Werkzeugen von Seiten der Lehrpersonen;
- durch Anfragen von Lehrpersonen nach einer Problemlösung – ohne spezifische Nennung von Werkzeugen.
Vorgehensmodell mit Varianten
Die vorgeschlagenen Varianten des Vorgehensmodells unterscheiden sich nur wenig voneinander. Im Mittelpunkt stehen die folgenden Aktivitäten mit zwischengeschalteten Management-Reviews bzw. Entscheidungen zum weiteren Vorgehen:
- Prüfung / Evaluation des Werkzeugs
- Formulierung eines Business Case zum Werkzeug
- Durchführung einer Pilotierung
- Entwicklung eines Implementierungsplans
Die Unterschiede zwischen den Varianten betreffen vor allem die bei den Varianten 2 und 3 unterschiedlichen, vorgeschalteten Aktivitäten zur Klärung des Kontexts.
Pragmatische Anpassung
Ein solches Vorgehensmodell mag für die Auswahl von “kleinen” Werkzeugen überdimensioniert erscheinen. Dazu zwei Punkte. Zum einen können und sollen die einzelnen Schritte dort, wo es sinnvoll ist, pragmatisch verkürzt bzw. vereinfacht werden. Zum anderen kann ein gemeinsames, allen vertrautes Vorgehensmodell in einer Organisation bei wiederholten Evaluationen Zeit und Aufwand reduzieren.
Reid, Pat (2020): Identifying, Evaluating, and Adopting New Teaching and Learning Technologies. EDUCAUSEreview (31.08.2020)
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