Ich hatte mich recht kurzfristig entschlossen, für den zweiten Tag zur Professional Learning Europe (PLE) nach Köln zu fahren. Zwei Themen standen gestern auf dem Programm: „Mobile Learning“ und „Social Media Strategien in Unternehmen“. Den eröffnenden Keynote-Vortrag von Martin Ebner (TU Graz) habe ich leider verpasst, aber er hat glücklicherweise seine Vortragsfolien auf Slideshare eingestellt (http://www.slideshare.net/mebner/mobile-learning-lernen-wir-unterwegs).
Ich habe mich dann für die Sektion „Social Media Strategien“ entschieden. Im ersten inhaltlichen Vortrag fragte Joachim Niemeyer (centrestage), ob Social Media und Enterprise 2.0 bereits bei HR und PE angekommen sind (so sein Vortragstitel). Er thematisierte verschiedene Funktionsbereiche im „Social Workplace“ (u.a. Identitäts- und Netzwerkmanagement, Informationsmanagement und Kommunikationsmanagement) und skizzierte Elemente eines auf einen längeren Zeitraum (z.B. 2 Jahre) angelegten „Programms“ für das Voranbringen von Social Media durch Personalentwicklungsbereiche in Unternehmen. Zu einem solchen Programm gehören aus seiner Sicht u.a. interaktive Webinare, kollaborative Lernumgebungen, Lern- und Erfahrungscommunities sowie (reverse) Mentoring.
Den zweiten Vortrag bestritt Carmen Hillebrand, Abteilungsleiterin Social Media bei Metro Cash & Carry Deutschland. Sie stellte dabei insbesondere den erforderlichen Kulturwandel und die mit der Nutzung von Social Media verbundenen Herausforderungen heraus: den Wechsel von „one voice“ zu „many voices“ und die Notwendigkeit von Guidelines, die Schnelligkeit der Kommunikation, die Jagd nach guten Autoren und gutem Content und die Erfordernis, Aufklärung über Social Media vor allem innerhalb des Unternehmens zu leisten, um die Potenziale für die Unterstützung interner Prozesse heben zu können.
Während der Blick von Carmen Hillebrand eher nach aussen gerichtet war (Kommunikation mit Kunden), blickte Thomas Jenewein (SAP) mit seinem Vortrag zu „Lernen und Talententwicklung mit Social Media am Beispiel der SAP AG“ nach innen. Er zeigte verschiedene Nutzungsszenarien für Social Media bei SAP auf: (1) On-Demand-Lernen / Wissensmanagement (z.B. über die Integration von Suchfunktionen in das interne LMS, die nicht nur statische Webseiten sondern auch Blogbeiträge berücksichtigen); (2) Austausch & Lernen in Communities of Practice (z.B. zum Thema „onboarding neuer Mitarbeitender“); (3) Blended Learning 2.0 (z.B. mit intensiver Nutzung von Weblogs im Rahmen von Trainings) sowie (4) Change Management / Kommunikation und (5) Talent & Performance Management.
Der letzte Vortrag in dieser Sektion kam von Rechtsanwalt Ruprecht Vogel (Vogel & Partner) und thematisierte rechtliche Aspekte der Nutzung von Social Media in Unternehmen. Ruprecht Vogel beleuchtete kurz (1) regulatorische Vorgaben (z.B. Datenschutz, Telekommunikationsrecht, Urheberrecht, Arbeitsrecht), (2) die Haftung von Unternehmen für die Kommunikation ihrer Mitarbeitenden (z.B. wenn social media im Interesse des Unternehmens genutzt und unternehmenseigene Adressen verwendet werden), (3) Risiken bei der Verwendung von (Kunden-)Daten, die über die Verwendung von Social Media gewonnen wurden, (4) die Grenzen kritischer Äusserungen über das eigene Unternehmen (keine Schmähkritik) und – wie andere vor ihm auch schon – (5) die Bedeutung von Social Media Guidelines. Die tägliche Arbeitspraxis ist in diesem Bereich den rechtlichen Regelungen weit vorausgeeilt und zu vielen Fragen gibt es noch keine klare Linie in der Rechtsprechung.
Am Nachmittag besuchte ich noch das „World Café“ (es waren eher Kurzvorträge mit der Möglichkeit für Nachfragen) zum Thema „Mobile Learning“, an dem an insgesamt 8 Tischen parallel Projekte zum Mobilen Lernen vorgestellt wurden. Daniel Stoller-Schai von der UBS moderierte diesen Nachmittag und daher waren auch einige schweizerische Aktivitäten in diesem Feld zu sehen. Gezeigt wurden Projekte der Schweizerischen Hotelfachschule in Luzern (Migration von Lerninhalten in einen html5-Player für die Nutzung mit mobilen Endgeräten), vom Center for Young Professionals in Banking (CYP – Lernen mit mobilen Endgeräten in der Ausbildung für das Bankenwesen), von der Allianz (situatives Lernen im Vertrieb), der Fachhochschule Nordwestschweiz (Konsultationen zwischen Fachspezialisten in Kliniken via Smartphone), der Ashridge Business School, von PriceWaterhouseCoopers (Herausforderungen bei der Anpassung bestehender Lerninhalte für Geräte mit kleinen Bildschirmen) sowie Line Communications / Rover (mobiler performance support für Vertriebsmitarbeitende in der Automobilbranche).
Die Veranstaltung gestern war recht gut besucht: die Sektion „Mobile Learning“ verfolgten gut 50 Personen, die Sektion „Social Media“ zwischen 20 und 30 Personen.
Archives for September 2012
Expertenmeinung gefragt – scil Trendstudie 2012
Derzeit läuft die Umfrage zur scil Trendstudie 2012. Wir haben bereits die ersten interessenten Ergebnisse. Sie haben sich als Experte noch nicht beteiligt oder kennen jemanden der sich gerne einbringen würde? Über folgenden Link gelangen Sie zur Umfrage: http://www.unipark.de/uc/sciltrendstudie. Als Teilnehmer erhalten Sie den Ergebnisbericht kostenlos zugeschickt.
Wieso sollten Sie teilnehmen? Hierzu sagt Michael Kalbow, Senior Director Airbus Training Centre – STA: “Die scil Trendstudie gibt uns jedes Jahr erneut die Möglichkeit, unsere eigene Trainings-Strategie in Entwicklung und Umsetzung anhand der aktuellen Trend-Ergebnisse zu prüfen. Dieses ist insoweit sehr wertvoll, da es nicht trivial ist, verlässliche, valide Aussagen zu der Entwicklung in den verschiedenen Gestaltungsfeldern des Bildungsmanagements zu finden. Es ist relativ einfach, punktuell konkrete Aussagen zu erhalten, aber erst das Aufzeigen des Trends (bezogen auf die befragte Population) lässt uns ein Gefühl entwickeln, inwieweit unsere Schlussfolgerungen höchstwahrscheinlich richtig sind bzw. zu überprüfen sind.”
Für Martin Walliser, Human Resources Manager, Sika Schweiz AG ist die Trendstudie “ein nützlicher Kompass für die Bildungsarbeit”. “Die Ergebnisse haben uns Impulse gegeben für die strategische Ausrichtung der Personalentwicklung bei Sika, die Augen geöffnet für blinde Flecken in unseren Bildungskonzepten sowie auch das Design vieler unserer Bildungsprozesse und -massnahmen bestätigt. Ich kann eine Teilnahme sehr empfehlen, da sich der Zeitaufwand zum Ausfüllen des Fragebogens für den Nutzen aus den Ergebnissen der Studie mehrfach auszahlt.”
MOOC – was ist die Innovation?
Massive open online courses sind einer der grossen Trends in 2012, insbes. im universitären Kontext. Was steckt dahinter, was ist neu? Was ist die Innovation (also neu + normativ wünschenswert)?
Jedes Element für sich ist nicht neu: massive = grosse Veranstaltungen im Netz gibt es schon lange, open = mit den “Open Universities” haben wir hier eine lange Tradition, online courses = die Lernformen an und für sich bei den MOOCs zeichnen sich durch grössere Offenheit aus, aus didaktischer Perspektive kennen wir derartige gestaltungsoffeneren Lernumgebungen aber eigentlich auch schon länger. Es ist einerseits der Mix, der diesen neuen Trend ausmacht, die “Masse” zu bewegen, ein schönes Expermentierfeld mit überschaubarem Risiko… Andererseits ist neu, dass die “Ivory League” die Innovatoren-Rolle einnehmen und damit neue Zeichen auf dem Bildungsmarkt setzen. Offizielle Begründung für die Movation klingt nach durchaus hehren Zielen…
Was Stanford, Harvard und MIT nun mal machen, setzt Trends – und warum machen die eigentlich mit bei MOOCs? Oder ist es evtl. gar keine so klare “Strategische Entscheidung” der Unis, sondern eine Bottom-up Entwicklung einzelner Entrepeneure? Betrachten wir das neue mit einer “alten” Brille ?
http://www.slate.com/articles/technology/future_tense/2012/07/coursera_udacity_edx_will_free_online_ivy_league_courses_end_the_era_of_expensive_higher_ed_.html
The New Public Ivies
Will online education startups like Coursera end the era of expensive higher education?
scil Innovationskreis “Zukunftsorientierte Kompetenzentwicklung” – Workshop zu mobilem Lernen
In der vergangenen Woche fand im Rahmen des scil Innovationskreises wieder ein äusserst spannender und produktiver Workshoptag statt. Im Fokus stand dieses Mal das Thema “Mobiles Lernen in Unternehmen – quo vadis?”. Unternehmensvertreter von Hewlett Packard, Deutsche Telekom und der schweizerischen Post haben neben Fragen zur technichen Umsetzbarkeit, vor allem diskutiert, wie der Innovationsgrad auf der methodisch-didaktische Ebene in Unternehmen erhöht werden kann. Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse wurden im Kreis Lösungen entwickelt, wie mobiles Lernen Mehrwert für das Unternehmen generieren kann. Zentrales Ergebnis der Diskussionen war, dass mobile Lernszenarien gerade im methodisch-didaktischen Bereich einen Beitrag leisten können, enorme, bisher ungehobene Potenziale auszuschöpfen. Insbesondere die Nachbereitungsphase von Seminaren und der Performance Support on the job wurden hier als zentrale Felder identifiziert, in denen mobile Lernangebote im Sinne einer Orchestration einen absoluten Mehrwert für das Unternehmen bringen können. Ganz wesentlich war im Kreis, dass die pädagogischen Potenziale mobilen Lernens allerdings nicht über eine traditionelle oder technologiegetriebene Sichtweise gehoben werden können, sondern hierfür der Blick deutlich geweitet werden muss.
Corporate Learning Camp 2012 (CLC12)
Der Arbeitgeberverband HessenMetall veranstaltet am 28. und 29. September das zweite Corporate Learning Camp – eine wie die Veranstalter betonen “nicht-kommerzielle, aber professionelle Veranstaltung”. Ziel ist der Austausch von Akteuren im Bereich Corporate Learning (Trainer, Trainingsverantwortliche, Personal-Entwickler, Führungskräfte) über Unternehmensgrenzen hinweg. Das Motto lautet “Corporate Learning im Umbruch”.
Charlotte Venema (Leiterin Personalpolitik der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände und Hessen Metall) und Karlheinz Pape (Berater und Moderator von zwei Communities of Training Practice (CoTP) bei HessenMetall) erläutern das Konzept des BarCamps in einem Interview: “Gerade für diejenigen, die Lernen in Unternehmen anregen, gestalten oder umsetzen, ist es interessant, dieses Lernformat einmal selbst zu erleben. BarCamps bilden eine ideale Lernumgebung für selbstgesteuertes informelles Lernen.”
Das Weblog zum Camp meldet aktuell 93 Teilnehmende für den ersten und 90 Teilnehmende für den zweiten Tag…
Via Jochen Robes, Weiterbildungsblog.de
"Save the Date": 5. internationaler scil Kongress 6.-7. Juni 2013 in St.Gallen
In einem offenen „Online-Jam“ hatten wir im Juni im Netz dazu aufgefordert uns Themenvorschläge für unseren 5. internationalen scil Kongress 2013 zu schicken.
Verschiedene Praktiker haben sich beteiligt und uns für viele Session-Themen inspiriert – herzlichen Dank! Wir haben die Ideen gebündelt und folgenden Kongresstitel definiert:
„Lost in Transition: Pathways to successful Learning in Organisations”
6. Juni – 7. Juni 2013
Weiterbildungszentrum der Universität St.Gallen
Viele Veränderungen beschäftigen die Bildungsverantwortlichen von heute. Dabei kann man sich schon mal verlieren („Lost in Transition“). Ständig stehen wir vor der Herausforderung aufkommende Trends zu bewerten: Ist das für unsere Organisation wichtig? Inwiefern stimmt das Thema mit unserer Strategie überein? An dem scil Kongress 2013 versuchen wir mit einer Vielzahl an spannenden Referenten aus Forschung und Praxis Wege („Pathways“) aufzuzeigen, wie das Lernen in Organisationen unter Berücksichtigung verschiedener Trends und Entwicklungslinien erfolgreich gestaltet werden kann. Dabei diskutieren wir drei Themenbereiche:
• „Being“: Welche Leitbilder prägen unser Verständnis von erfolgreicher Bildungsarbeit? Was sind die Zukunftsbilder von morgen?
• „Knowing“: Welche Konzepte sind zukünftig zentral für Bildungsverantwortliche? Welche Einstellungen sind notwendig?
• „Doing“: Welche „Good Practice Beispiele“ können andere Bildungsverantwortliche inspirieren?
… weitere Informationen zu dem Kongress und den eingeladenen Referenten folgen!
scil feiert Geburtstag!
Am 5. internationalen scil Kongress 2013 feiert das Kompetenzzentrum zudem seinen 10. Geburtstag! 2003 wurde das Zentrum mit Hilfe der Gebert Rüf Stiftung gegründet und kann nächstes Jahr auf 10 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Gestaltung von Seminaren, Bildungsprogrammen sowie auf eine Vielzahl an Praxis- und Forschungsprojekten zurückblicken. Das scil Team wird daher zu Beginn des Kongresses einen ganz persönlichen Rückblick gestalten, die letzten 10 Jahre im Bildungsmanagement reflektieren und einen Blick „zurück nach vorne“ werfen!
Bildungsprogramme mit Wertbeitrag realisieren
Bildungsverantwortliche in Unternehmen und Organisationen sehen sich häufig in einem Teufelskreis gefangen: Die Erwartungen an den Wertbeitrag von Training und Kompetenzentwicklung sind gering, in der Folge ist die Bereitschaft von Linienbereichen für Investitionen in Qualifizierungen gering und aus einer Position der Schwäche heraus werden Aufträge und Projekte angenommen, bei denen die Voraussetzungen für einen Erfolg (Ressourcen, Zeit, Mitverantwortung der Auftraggeber für das Erreichen der Ziele) nicht in ausreichendem Masse gegeben sind. Dies führt häufig dazu, dass die tatsächlich erzielten Erfolge gering sind und sich die niedrigen Erwartungen verfestigen.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen braucht es eine systematische Wertorientierung beim Management von Bildungsangeboten. Dies beginnt bei der Klärung der Bedarfe und der Ziele und dem Etablieren von Mitverantwortung für das Erreichen der Ziele. Und es erfordert auch, die “Gesamterfahrung” aus Vorbereitungsphase, Durchführung und Transferphase bei der Planung, Umsetzung und Ergebnissicherung im Blick zu behalten.
Diese Herausforderung und Wege, damit umzugehen, sind Thema in unserem Fokusseminar “Bildungsprogrammme mit Wertbeitrag realisieren”. Wir arbeiten dabei auf der Grundlage eines Rahmenmodells, das systematisch die verschiedenen Arbeitsphasen einerseits und die relevanten Anspruchsgruppen andererseits im Blick hält.
Zwei wichtige Ressourcen zu diesem Thema, an denen wir uns auch im Seminar orientieren, sind:
Mooney, T., & Brinkerhoff, R. O. (2008). Courageous training. Bold actions for business results. San Francisco, CA: Berrett-Koehler.
Wick, C. W., Pollock, R. V. H., & Jefferson, A. (2010). The Six Disciplines of Breakthrough Learning: How to Turn Training and Development Into Business Results (Second ed.). San Francisco, CA: Pfeiffer.
Workshop mit Eraut: Factors affecting learning in the Workplace
Anfang dieser Woche fand im Rahmen unseres Doctoral School seminars (->http://www.cross-field.ch/ Crossfield = CROSS-Fertilization betwEen formal and informal Learning through digital technologies) ein Workshop mit Michael Eraut, University of Sussex, statt. Er ist einer der ersten Wissenschaftler, der informelles Lernen am Arbeitsplatz intensiv empirisch erforscht hat – in den komplett unterschiedlichen Professionen: Nursing, Engineering und Accounting. Als zentrale Faktoren, die das Lernen begünstigen, hat er aus seinen Studien “learning factors” und “context factors” (jeweils im Dreieck dargestellt), heraus kristallisiert:
– Learning Factors: 1) challenging and value of the work, 2) feedback and support, 3) confidence and commitment, personal agency and motivation (how individual is able to develop commitment?)
– Contextual Factors: 1) Allocation & structuring of work, 2) encounters and relationships with people at work, 3) motivation, participation and expectations of their performance and progress
Über drei Jahre wurden die Probanden, die jeweils neu in ihrer Profession gestartet waren, in den verschiedenen Bereichen begleitet. In allen Kontexten wünschten sich die Professionals “more occassional skill support” – “it happens really rarely”. Im Engineering Bereich scheint dieser Umstand wohl am ausgeprägtesten zu sein (viele “lonesome riders…”)
Die Befunde stärken den Bedarf, informelles Lernen am Arbeitsplatz zu unterstützen – bloss: wie können wir diesen “occassional skill support” als Bildungsverantwortliche leisten bzw. unterstützen? Die Rolle von Führungskräften drängt sich dabei auf – Eraut hat uns darin bestärkt, in diesem Bereich weiter zu forschen.
http://old.mofet.macam.ac.il/iun-archive/mechkar/pdf/InformalLearning.pdf
"Together but alone" – Sherry Turkle
Sie stellt nachdenkliche Töne an, wie neue Technologien unser Leben verändern: Sherry Turkle in ihrem Buch “Together but alone”. Vermutlich ist es weniger der Inhalt – wie so häufig -, der fasziniert, sondern vielmehr wer es sagt. Sie ist eine renommierte Soziologin am MIT, die in den letzten Jahren einen kompletten Perspektivenwechsel vorgenommen hat. Ihre Kernbotschaft ist es nicht, grundsätzlichvor den Gefahren des Internets zu warnen oder den Nutzen grundsätzlich in Frage zu stellen (siehe Hirnforscher Manfred Spitzer in der Jauch Sendung am letzten Sonntag). Nein – sie stimmt vielmehr ruhigere, ja philosophische Töne an, wie wir in unserem Leben mit Beziehungen umgehen. Sie möchte sensibilisieren, hat im Rahmen ihrer Studien zum Teil groteske Beobachtungen analysiert (wie z.B. das sms Schreiben auf einer Beerdigung…) – “Ich poste, also bin ich”. Sie hebt nicht den “moralischen Zeigefinger”, sondern hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Ich empfinde sie dabei weniger polarisierend als Spitzer. Die Schlussfolgerung für mich, die ich aus den Kernbotschaften ihrer Analysen ziehe, und betrachtet aus einer Lern-/ Bildungsperspektive ist die, dass letztendlich die eigene Medienkompetenz (und nicht zu kurz gegriffen als Fertigkeiten im Umgang mit dem Computer, sondern als Teil der Persönlichkeitsentwicklung, kritischer Umgang mit Medien im Umgang mit meiner Umwelt, mit meinen Beziehungen) entscheidend ist.
Auf alle Fälle bemerkens- und bewunderswert ist die Medienpräsenz von Sherry Turkle, angefangen von ihrem gestalteten Blog rundum ihre populärwissenschaftlichen Publikationen, die anscheinend derzeit genau auch einen Zeitgeist treffen:
Ihre Website zu ihrem Buch “Together but alone”: http://alonetogetherbook.com/?p=3
http://www.sueddeutsche.de/digital/us-soziologin-sherry-turkle-ueber-das-digitale-zeitalter-ich-poste-also-bin-ich-1.1133783
As we expect more from technology, do we expect less from each other? Sherry Turkle studies how our devices and online personas are redefining human connection and communication — and asks us to think deeply about the new kinds of connection we want to have. Sherry Turkle studies how technology is shaping our modern relationships: with others, with ourselves, with it
http://www.ted.com/talks/sherry_turkle_alone_together.html