Kaum ein Begriff ist in den letzten Jahren so häufig verwendet worden wie der Begriff “Networking”. Bei einer Google-Suche finden sich allein im deutschsprachigen Raum 653’000’000 Ergebnisse. Wie Crocoll auf Zeit Online am 23.05.2012 titelt, gilt “Networking” als Karrierebeschleuniger (http://www.zeit.de/2012/22/Karriere-Netzwerke). Parallel dazu bewegen wir uns tagtäglich in privaten und beruflichen virtuellen Netzwerken wie XING, Yammer, Facebook oder Linked In. In den meisten großen Unternehmen werden firmeninterne Netzwerke verwendet, um sich rund um die Welt, aber auch mit den Kollegen im Büro nebenan virtuell zu vernetzen. Communities werden damit zur Plattform für firmneinternes Networking, aber auch zum pro-aktiven Wissensaustausch und Lernen. Communities erlauben es Informationen und Wissen aufzunehmen, aber auch aktiv zu teilen oder einzufordern und sind damit eine ideale Plattform für informelle Lernprozesse.
In Communities findet somit Lernen und Entwicklung informell und selbstgesteuert statt. Im Innovationskreis „Zukunftsorientierte Kompetenzentwicklung“ haben sich deshalb drei Unternehmen in Project Review Workshops in Bezug auf ihrer bisherigen Erfahrungen mit unternehmensinternen Netzwerken intensiv ausgetauscht. Ebenso wurde vom Gesamtkreis im Laufe der Zusammenarbeit das Thema immer wieder von den Experten diskutiert. Im Folgenden werden die Erkenntnisse aus der Literatur aufgelistet, die auch von den Experten als erfolgsrelevant bestätigt wurden.
In Anlehnung an Dückert (Treffpunkt Wissensnetzwerk, 2003) können die folgenden Aspekte als kritisch für den Aufbau von Communities betrachtet werden:
- Identifikation vorhandener Wissensnetzwerke und systematische Förderung
- Organisationsformen, die den Aufbau von Vertrauen ermöglichen
- Klare Formulierung des Themengebiets (unter Einbezug der Relevanz für Unternehmensziele und potenziell verfügbarer Teilnehmer)
- Benutzerfreundliche Infrastruktur für den Austausch
- Erleichterung des Einstiegs in eine Community durch FAQs und Archiv mit Suchfunktion
- Community-Koordinator zur Unterstützung
- Klare Spielregeln (z.B. für Besprechungen, User-Netiquette)
- Verknüpfung mit anderen Angeboten (z.B. Weiterbildungsveranstaltungen)
- Kalkulation von finanziellen und zeitlichen Aufwänden für Aufbau und Unterstützung
- Transparenz über bestehende Communities (Dopplungen vermeiden!)
Darüber hinaus gilt es bei allen Communities, die folgenden Aspekte als erfolgsrelevant zu betrachten und aktiv aufzunehmen (in Anlehnung an Raza, 2011/Gessler, 2009):
- Gemeinsames Interesse der Teilnehmenden (z.B. ähnliche Fragestellungen, Anwendungskontexte,…)
- regelmässige und aktive Teilnahme der Mitglieder
- Vorhandensein einer “Plattform” zum Austausch (z.B. Lernplattform oder institutionalisierte Treffen in der Organisation)
- Moderator für Initiierungsphase und Begleitung: Inhalte vorbereiten, Prozesse definieren, Material zur Verfügung stellen: dieser braucht Ressourcen für die Rolle
- freiwillige Mitgliedschaft
- den Nutzen kommunizieren: “What’s in it for me?”
- Empfehlung: Mischung aus Präsenz (für persönliche Kontakte, Vertrauen) und
virtuellen Aktivitäten (zeit- und ortsflexibel)
Bei technologiebasierten Communites ist es zudem unerlässlich zentrale Erfolgsfaktoren bei der Akzeptanz von Technologien bzw. online basierten Angeboten zu beachten. Auf Basis einer Untersuchung von Online Communities zu Sociablity und Usability (2002) arbeiteten Lazar & Preece die folgenden Kernaspekte heraus:
- Gute Usability
- Angemessene und verantwortliche Moderation
- Grund für Kommunikation
- Relativ stabile Führung und Mitgliedschaft
- Angemessener Registrierungsaufwand
- Community-zentriertes Design
- Einfluss politischer Situationen
Um eine Potenzialausschöpfung zu unterstützen, sollten darüber hinaus von Seiten des Community-verantwortlichen Bereichs unterstützende Massnahmen aufgebaut werden. Hierzu zählen u.a. in Anlehnung an Weissenberger-Eibl (2010)
- Anerkennung der Rolle in der Organisation sicherstellen
- Qualifizierung von Moderatoren
- Auszeichnung besonders innovativer Ideen
- Schaffung von Freiräumen zur Beteiligung
- Aktives Bewerben der Communities
- Zielgerichteter Einsatz von Promotoren
- Klare Beschreibung der Zielgruppe und Werbung potenziell geeigneter Communitymitglieder
- Einigung auf Spielregeln für den Umgang
- Förderung der Vertrauensbildung durch Socialising Massnahmen
Bildnachweis: http://it-runde.de/dateien/2010/11/soziale_netzwerke.jpg, zuletzt abgerufen am 04.05.2013