Josh Bersin (Principal bei Bersin by Deloitte) sieht die HR Technologie aktuell in einer spannenden dritten Entwicklungswelle: lizensierte Software -> Cloud-basierte Lösungen -> mobile Lösungen.
In seinem Bericht “HR Technology for 2016: 10 Big Disruptions on the Horizon” wirft er einen Blick auf aktuelle Entwicklungen im Markt für HR-Anwendungen, wobei die Bezeichnung von Veränderungen als “disruptiv” sehr freizügig verwendet wird. Zu den Trends, die er ausmacht, gehören u.a.
- ‘Consumerization’ von HR Tools (HR Werkzeuge für alle Mitarbeitenden, nicht mehr primär für die HR-Abteilung)
- Apps als neue HR-Plattform
- neue Software-Kategorien (z.B. zur Unterstützung der Bindung von Mitarbeitenden)
- Lern-Middleware
- Predictive Analytics (Werkzeuge, die aufgrund von Datenanalysen Voraussagen machen – z.B. zu Kündigungswellen)
Für uns bei scil sind ja vor allem Entwicklungen im Bereich Lernen und Personalentwicklung von Interesse. Hier sieht Bersin folgende Entwicklungen:
- Consumerization und LMS
Bei Lern-Management-Systemen beobachtet Bersin einen Wandel weg von Werkzeugen für das Management von Lernaktivitäten hin zu “learning experience platforms” die vor allem darauf ausgelegt sind, Lerngelegenheiten und Inhalte zu finden und zu explorieren und sich mit anderen (Experten) auszutauschen. - Apps und mobiles Lernen
Bersin erwartet, dass in 2016 der Durchbruch u.a. auch für mobil nutzbare Lernapps sein wird und verweist dabei auf das Beispiel Duolingo zum Sprachenlernen (ein Spin-off der Carnegie Mellon Universität und ausgezeichnet als App of the Year 2013).
- Cloud-basierte Lösungen
Bersin macht eine “dritte Welle” von HR- / Talent-Management-Lösungen aus, die von vornherein auf die Nutzung als Cloud-Services und über mobile Endgeräte ausgelegt sind (insbesondere in der Gestaltung der Benutzeroberfläche und durch die Fokussierung auf Mikro-Inhalte).
Für den Bereich Lerninhalte führt er folgende Beispiele an:
Grovo: Integriert LMS-Funktionen, eine Inhalte-Bibliothek und unterstützende Services für das eigene Erstellen von Lernangeboten.
FLOQQ: Ein Marktplatz über den Video-basierte Kurse verschiedenster Anbieter bezogen werden können.
Vodeclic: Kürzlich von Skillsoft übernommen, bietet Vodeclic folgende Services: Kurs-Bibliothek, Übungen, Tests & Assessments, integrierte Notizwerkzeuge, Glossare, Kommunikation und Austausch sowie Reporting.
Für den Bereich LMS / “learning experience platforms” führt Bersin folgende weiteren Beispiele an:
Degreed: Eine Plattform, über die man (kostenfreie oder kostengünstige) online Lernangebote finden, formale und informelle Lernaktivitäten organisieren, dokumentieren, mit anderen teilen und validieren lassen kann.
Pathgather: Eine Plattform für das Erstellen / Verfügbar-Machen von “Lernpfaden” (inkl. online Lerngemeinschaften), die dann mit Inhaltselementen aus dem Web, aus einem LMS, aus dem Katalog eines MOOC-Anbieters, Videos von TED, YouTube oder Lynda.com etc. angereichert werden können.
Darüber hinaus erwähnt er LMS mit starker Funktionalität im Bereich “social collaboration” und mit Unterstützung von gamification-Elementen wie Punkten & Badges (z.B. Intrepid Learning, Wisetail, ) sowie integrierte Plattformen für das Erstellen von Lernmaterialien, das Veröffentlichen in verschiedenen Formaten (u.a. Webseiten, Kurse, gedruckte Dokumente), die Lieferung auf verschiedene Endgeräte (z.B. via App) und die Analyse der Nutzung (z.B. Xyleme). - ‘Learning Experience Middleware’ und ‘Content Curation’
Das Thema “learning experience platform” greift Bersin in seinem Bericht unter dem Stichwort “middleware” ein weiteres Mal auf. Über Inhalte-Anbieter (z.B. Lynda.com) bzw. MOOC-Anbieter wie Coursera, edX oder udemy und andere sowie über verschiedene Marktplätze (wie z.B. Class-Central) stehen heute ungeheuer viele digitale Lerninhalte und online-Kurse zur Verfügung. Aber auf verschiedenen Plattformen, die nicht integriert sind. Dienstleister wie Degreed oder Pathgather oder OpenSesame erfüllen hier eine wichtige Funktion, indem sie quasi als “middleware” eine Integration dieser verschiedenen Plattformen und Inhalte möglich machen. Damit verbunden wird es zu einer zunehmend wichtigen Aufgabe für L&D-Bereiche, diese Angebote zu sichten, zu kuratieren und innerhalb der eigenen Organisation verfügbar zu machen.
Bersin schliesst mit der Feststellung:
Working in HR technology has never been more exciting
Referenz:
Josh Bersin (2015): HR Technology for 2016: 10 Big Disruptions on the Horizon.
Der Bericht kann hier kostenfrei bestellt werden.