Im Rahmen des Bildungskongresses der deutschen Versicherungswirtschaft haben wir in einem Forum die Konsequenzen von Entwicklungen im Bereich generative KI für die KVF-Ausbildung anhand von Thesen diskutiert. Mit Blick auf das Ausbildungspersonal standen Aspekte der Organisation, von Kultur und Minset sowie der technischen Infrastrukturen im Vordergrund.
Rund 260 Bildungsverantwortliche hatten sich diese Woche für den Bildungskongress der deutschen Versicherungswirtschaft in Berlin eingefunden. Motto des Kongresses war: «Kommen. Gehen. Bleiben. Wie wir unsere Arbeitswelt gestalten.“ Themen waren u.a. der demografische Wandel und die damit verbundenen Herausforderungen für die Versicherungswirtschaft, Onboarding, Laufbahnentwicklung, hybrides Arbeiten, Führung, aber auch aktuelle technologische Entwicklungen wie generative KI.
Im Rahmen einer Arbeitsgruppe des BWV hatten wir (Andrea Schanz, DEVK; Sascha Fauler, FOM Hochschule Bonn) im Vorfeld des Kongresses ein Thesenpapier zu den Folgen der Entwicklungen im Bereich generative KI für die KVF-Ausbildung formuliert. Dieses Thesenpapier haben wir in einem Kongress-Forum vorgestellt, diskutiert und weiter bearbeitet.
Die Thesen im Überblick
Hier ein kurzer Zusammenzug der Thesen aus dem Thesenpapier:
Die Diskussion im Forum war weniger kontrovers, als wir vor einem ½ Jahr, als wir die Thesen formuliert haben, erwartet hatten.
Vertiefung in Arbeitsgruppen
Im Anschluss haben wir in drei Arbeitsgruppen einzelne Aspekte des Themas vertieft:
- Möglichkeiten der Nutzung von GPT&Co. in der KVF-Ausbildung durch Ausbildende und Auszubildende
- Möglichkeiten der Prüfungsvorbereitung mit ChatGPT
- Konsequenzen für die Qualifizierung des Ausbildungspersonals
Der dritte Themenkomplex liegt mir persönlich am nächsten. Hier war der Ausgangspunkt für die Arbeitsphase folgender:
Wir gehen davon aus, dass generative KI-Assistenzsysteme in absehbarer Zeit integraler Bestandteil der Arbeitswelt sein werden. Vor diesem Hintergrund streben wir an, dass
- das Ausbildungspersonal die damit verbundenen Chancen, Limitationen und Herausforderungen versteht,
- das Ausbildungspersonal in der Lage ist, Assistenzsysteme auf der Grundlage generativer KI zielführend und produktiv zu nutzen (für das Erzeugen von Lernmaterialien; für das Unterstützen von Lehr-Lernprozessen; für das Erzeugen von Prüfungsaufgaben; etc.).
Was muss passieren, so unsere konkrete Fragestellung für die Arbeitsphase, damit dieses Zukunftsbild Realität werden kann?
Konsequenzen für die Qualifizierung des Ausbildungspersonals
In der Diskussion haben wir vor allem drei Themen-Facetten fokussiert: (1) Organisation; (2) Kultur & Mindset; (3) technische Infrastrukturen. Einige der Aspekte, die dabei zur Sprache kamen, sind die folgenden:
Organisation
- Einbindung von zentralen Akteuren im Verlauf der Einführung dieser Assistenzsysteme (Leitungsebenen, Bildungsverantwortliche, Betriebsrat, etc.);
- Formulierung von und Orientierung an Leitlinien (z.B. human friendly automation);
- Identifikation und Umsetzung von Anwendungsszenarien mit deutlichem Mehrwert für die Beteiligten (z.B. Erzeugen von Materialien);
Kultur & Mindset
- Geduld mitbringen und Sorgen der Beteiligten ernst nehmen (z.B. «Ist mein Job bedroht?»);
- Rollenvorbilder / Botschafter einladen und gute Praxis kennenlernen;
- Transparenz zur Nutzung dieser Werkzeuge fördern und den Austausch von Erfahrungen untereinander fördern;
- Nutzung dieser Werkzeuge auch im privaten Umfeld unterstützen, um die Vertrautheit damit zu fördern;
Technische Infrastruktur
- Grosse Sprachmodelle (LLMs) / KI-Anwendungen für spezifische Anwendungsdomäne (z.B. Versicherungswirtschaft) optimieren;
- LLMs / KI-Anwendungen kapseln bzw. in sicheren Umgebungen betreiben;
- LLMs / KI-Anwendungen systematisch in die eigene IT-Infrastruktur integrieren.
Die Resonanz auf das Kongress-Forum hat uns gezeigt, dass dieses Thema vielen Bildungsverantwortlichen unter den Nägeln brennt. Wir sind daher gespannt, wie sich die Diskussion innerhalb der Versicherungsbranche – aber auch darüber hinaus – weiter entwickeln wird.
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