Dieser Leitfaden der UNESCO für Bildungsverantwortliche in Politik und Gesellschaft zum Thema KI und Bildung bietet eine Einführung ins Thema, zeigt Nutzungsszenarien auf und formuliert sieben Empfehlungen.
Bereits im April dieses Jahres hat die UNESCO einen Leitfaden für Verantwortliche im Bereich Bildungspolitik zum Thema “AI and education” publiziert, auf den ich jetzt aufmerksam gemacht worden bin. Der Leitfaden ist hervorgegangen aus einer 2019 in Beijing durchgeführten Konferenz, auf der auch ein entsprechendes normatives Rahmenwerk formuliert wurde, der “Beijing Consensus on Artificial Intelligence and Education“. Dieser Consensus beinhaltet 44 Punkte zur Planung des Einsatzes von KI im Bildungsbereich, zur Befähigung von Lehrpersonen, zum Einsatz von KI im Rahmen von Lern- und Prüfungsaktivitäten oder auch zur Gender-neutralen und gerechten Nutzung dieser Technologien. Diese 44 Punkte werden auch in dem jetzt vorliegenden Leitfaden an verschiedenen Stellen eingestreut.
Der Leitfaden bietet eine übersichtliche und schnelle Hinführung zum Thema KI und KI für Bildung. Einer der Ko-Autoren, Wayne Holmes, hat ja bereits ein grundlegendes Buch zum Thema KI in der Bildung publiziert. Im ersten Kapitel zu KI-Grundlagen werden Definitionen für KI eingeführt, zentrale Zugänge erläutert (z.B. Natural Language Processing), Anwendungsfelder aufgezeigt (z.B. KI-unterstützte Prozesssteuerung) und Methoden unterschieden (z.B. Deep Neural Networks versus Recurrent Neural Networks oder Generative Adversarial Networks).
Im Hinblick auf den Einsatz von KI in der Bildung werden in dem Bericht drei Zugänge unterschieden und dazu jeweils verschiedene Einsatzszenarien angeführt:
- Einsatz von KI für Management von und Zugang zu Bildungsangeboten, beispielsweise
- Automatisierung von administrativen Aufgaben, z.B. im Kontext der Zulassung zu Bildungsinstitutionen,
- Automatisierung der Erstellung von Stundenplänen,
- Automatisierung der Beobachtung von Leistungsnachweisen,
- Datenanalysen und Dashboards zur Steuerung von Bildungsinstitutionen.
- Einsatz von KI zur Unterstützung von Kompetenzentwicklung und Kompetenzüberprüfung, beispielsweise über
- intelligente tutorielle Systeme,
- dialogbasierte tutorielle Systeme,
- explorative Lernumgebungen,
- automatisiertes Feedback zu schriftlichen Ausarbeitungen,
- KI-Unterstütztung beim Lesenlernen und Sprachlernen,
- Smart Robots zur Unterstüzung des Lernens spezieller Zielgruppen (z.B. im Autismus-Spektrum),
- Teachable Agents (d.h., Lernen, indem man versucht, smarten Agenten etwas beizubringen – Lernen durch Lehren),
- AR- und VR-Lernumgebungen,
- KI-unterstützte Bildung von Lerngruppen / Lernnetzwerken.
- Einsatz von KI zur Unterstützung von Lehrpersonen, beispielsweise über
- KI-unterstütze Moderation von Diskussionsforen (Standard-Antworten, Verdichtung verschiedener Beiträge, Sentiment-Analyse),
- KI-Applikationen als Lehr-Assistenten (Dokumentation von Anwesenheit, Standard-Antworten, (formatives) Feedback zu Einreichungen, etc.).
Dabei werden auch die damit verbundenen ethischen und datenschutzrechtlichen Herausforderungen angesprochen.
Am Ende des Berichts stehen sieben Empfehlungen für Bildungsverantwortliche in Politik und Gesellschaft. Diese sind einerseits sehr allgemein gehalten, werden aber andererseits durch Beispiele konkretisiert. Sie lauten wie folgt:
- Entwicklung einer Vision für KI und Bildung für das gesamte Bildungssystem und Formulierung strategischer Prioritäten;
- Einnehmen einer humanistischen Perspektive als Grundlage für die Nutzung von KI im Bildungssystem;
- Interdisziplinäre Planung und Bildungskontext-übergreifende Steuerung;
- Regelungen für eine gerechte und inklusive Nutzung von KI in der Bildung;
- Übergeordnete Rahmenpläne für die Nutzung von KI in der Bildung;
- Pilotierung, Beobachtung und Evaluation für Evidenz-basierte Massnahmen;
- Unterstützung lokaler, KI-unterstützter Innovationen für die Bildung.
Miao, Fengchun; Holmes, Wayne; Huang, Wayne; Zhang, Hui (2021): AI and education. Guidance for policy-makers. UNESCO. Paris.
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