Letzte Woche beendete Donald Taylor in seinem Blog die Online Umfrage: What will be hot in L&D this year?’ an der ich mich auch beteiligt hatte.
Die Umfrage ist mit einer Frage die wohl kürzeste in der Community. Der Autor kommuniziert auch sehr klar, dass ihm die Grenzen/Limitationen von diesem Vorgehen bewusst sind (z.B.: „no definitions were provided for the choices given, nor for what ‘being hot’ meant“). Aber ich finde die Idee der Umfrage sehr gut: Eine Frage beantworten und es entsteht ein Stimmungsbild zu Trends im L&D.
Wie funktioniert der „One-Question Survey“?
Taylor gibt verschiedene Themen zur Auswahl vor und man kann 3 auswählen die man für besonders relevant erachtet. Zudem gibt es unter „Sonstiges“ die Möglichkeit andere Trendthemen dem Autor mitzuteilen.
Die Umfrageteilnehmer/-innen sollten die Themen auswählen, von denen sie ausgehen das es ein „hot topic“ wird und nicht das es eines werden sollte.
Wie viele haben sich bei der Trendeinschätzung beteiligt?
728 Personen aus 52 Ländern haben sich an dem Online Survey beteiligt.
Was ist das Ergebnis für 2016?
Platz 1 im Zeitverlauf: 2014 – 2015 – 2016
2014: Mobile learning
2015: Collaborative learning
2016: Collaborative/social learning
Was fällt auf?
Taylor selbst teilt in seinem Blog erste Interpretationen und zusätzliche Informationen mit uns (Link ).
Letztes Jahr haben wir bei scil unsere Trendstudie zu „Trends im Corporate Learning“ (n= 121 Learning Professionals aus der DACH-Region) durchgeführt. Aufbauend auf diesen Ergebnissen schildere ich ein paar Gedanken:
Das Top Thema der Umfrage von Taylor: „Collaborative/social learning“ wird in unserer Trendstudie v.a. unter der Fragestellung „Wie bewerten Learning Professionals Trendthemen?“ diskutiert:
© scil Trendstudie 2015/2016
Auch hier schätzen die befragten Learning Professionals das Themenfeld „collaborative/social learning“ sehr bedeutsam ein. Sie sehen „im Vergleich“ zu dem Ergebnis der Umfrage von Taylor aber auch noch stärker Trends die ihr direktes Kerngeschäft betreffen: Lern- & Entwicklungsangebote transferförderlich und strategieorientiert gestalten und umsetzen (2 Top Themen der Studie).
© scil Trendstudie 2015/2016
Eine Erklärung für die etwas unterschiedliche Fokussetzung liegt zum einen in dem Umfragedesign an sich begründet (wir haben das Thema in dieser Zusammensetzung so nicht explizit abgefragt) und zum anderen an der vielleicht unterschiedlichen Zusammensetzung der Umfrageteilnehmenden: (…) “this population was not pre-qualified (so we don’t know it was L&D only) and was voluntary and so self-selecting. It is, therefore, likely a skewed population: more tech-focused, more social than others in the profession” (Taylor, 2016).
In unserer Trendstudie eher ein „randständiges Thema“ und daher hier eine bereichernde Ergänzung ist der Platz 2 aus der Umfrage von Taylor: „Personalization/adaptive delivery“. Wir diskutieren das in unserer Trendstudie unter dem Blick „informelles Lernen und Rolle von Führungskräften“: „(…) Im Bereich des informellen Lernens bieten arbeitsplatzintegrierte Lernformate verschiedene Ansätze für Führungskräfte das Lernen in der Organisation zu unterstützen. Im Fokus stehen hier die Ermöglichung und die Bereitstellung von Rahmenbedingungen für ein individualisiertes Lernen und Wissensaustausch in Teams, unterstützt durch personale und medienbasierte Supportstrukturen“ (scil Trendstudie 2015/2016, 68).
Ich habe gestern an einem interessanten Lunch & Learn Event für HR Professionals in Zürich teilgenommen an der die „Workforce der Zukunft“ diskutiert wurde. Mit Blick auf den Trend „personalisiertes und adaptives Lernen“ fielen die interessanten Gedanken: „Managing people as a workforce of one“ und „Customization of Learning“. Für Interessierte ein Artikel von Susan Cantrell & David Y. Smith im Harvard Business Review.
Spannend, und das bestätigt meine Wahrnehmung, finde ich, dass in der Umfrage von Taylor 92 Mal das Thema „Developing the L&D function“ ausgewählt wurde. Eng damit verbunden ist auch Platz 3 der Umfrage: „Consulting more deeply with the business“. Neben technologischen Trends und den „Evergreen“ Themen (Transfer bzw. Wirkungsorientierung und Strategie), steht somit auch die Profession an sich auf dem Prüfstand. Auf dem bereits erwähnten gestrigen HR Lunch & Learn Event sagte der Referent (sinngemäss) sehr treffend: „Irgendjemand wird hinterfragen, ob wir Learning Professionals unseren Job in der Organisation (noch) gut machen – dann lasst es uns doch selbst sein, die sich kritisch diese Frage stellen“. Ein Kommentar auf die geposteten Ergebnisse im Blog von Taylor zeigt eine Facette dieser wichtigen Diskussion auf: “L&D don’t see MOOCs as hot but their learners found their way to them without their help. Could it be that L&D are not actors of future trends?”
In unserer Trendstudie widmeten wir erstmals den „Learning Professionals” ein eigenes Kapitel und diskutierten sich verändernde Rollenbilder („vom Learning Manager zum Learning Consultant“), Unterstützungsangebote in Organisationen für die Rollenveränderung (zu 72% noch nicht bzw. unzureichend vorhanden) und benötigte Kompetenzen von Learning Professionals im Umgang mit aktuellen Entwicklungen und Trends (wichtigste Kompetenz: Coaching und Beratungskompetenzen). Das Thema „Professionalisierung der L&D Funktion in Unternehmen“ ist einer der strategischen Themen bei scil für dieses Jahr.
Diese Kommentierung der Ergebnisse ist nicht abschiessend zu verstehen. Wir bleiben weiter an Trendthemen und Entwicklungen dran und freuen uns auf das neue Jahr mit vielen neuen und alten Herausforderungen für uns Learning Professionals…
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