Die Diskussion ist am Laufen: braucht es eine „digitale Kompetenz“ als vierte Kulturtechnik?
Im Juni 2016 hat es die deutsche Bildungsministerin Wanka und KMK-Präsidentin Bodegan kommuniziert. Angela Merkel kommunizierte kürzlich „Computational Thinking” als 4. Kulturtechnik.
Was ist eigentliche eine Kulturtechnik? Ich frage Siri – „die“ natürlich Wikipedia zitiert:
“Kulturtechniken sind kulturelle und technische Konzepte zur Bewältigung von Problemen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Dabei stehen die kulturelle Leistung (Gestaltung der Umstände), das technische Können (Verwendung von Technologie) und die Technik (Gegenstand) in einem komplexen Zusammenhang.”
Lesen, Schreiben, Rechnen – braucht es nun eine vierte?
Bildungspolitiker in Deutschland („Industrie 4.0“ wurde dort schliesslich ins Leben gerufen) scheinen überzeugt davon zu sein.
Jordan (www.jordan.de) hat auf seinem Blog eine interessante Gegenüberstellung der Pro- und Contra-Argumente aufgeführt. Er kommt zu dem Schluss, dass es keine vierte Kulturtechnik braucht, sondern es sich eher um Querschnittskompetenzen handelt. Ich stimme ihm zu, dass sich auch die „alten“ Kulturtechniken in einem Veränderungsprozess befinden – ein „Update“ oder ist es eher ein „Upgrade“? – brauchen. Normen ändern sich auch in einer Gesellschaft, nicht nur durch Reformen (man denke an die Rechtschreibereform), sondern was Akzeptanz bei den Menschen und somit zunehmend Verbreitung/ Anwendung findet (z.B. unser Leseverhalten verändert sich, wenn wir digital lesen, digitale Annotationen anmerken und uns digitale Notizen ablegen, die künftig in „Big Data“ landen – mit allen Chancen und Risiken).
Ich finde die Frage nicht leicht zu beantworten: eine 4. Kulturtechnik? Und was ist es genau? Das Erlernen einer Programmiersprache oder alleine „Computational Thinking“ finde ich zu kurz gegriffen. Bei mir überwiegt im Moment der Gedanke, dass es eine 4. Kulturtechnik braucht, schon alleine, um den Grundsatzfragen mit der einhergehenden Digitalisierung genügend Raum zu geben – den Diskurs noch weiter zu führen. Auch hilft es „seamless learning“, also dem nahtlosen Übergang zwischen Bildungsstufen, mehr Gewicht zu verleihen. Für Lesen, Schreiben, Rechnen verständigt man sich, was auf welcher Stufe unterrichtet werden soll (sog. Spiralcurriculum). Digitale Kompetenzen bildungsstufenübergreifend zu betrachten und zu klären, was auf welcher Bildungsstufe Priorität haben soll, halte ich für notwendig – am besten beides in der Übergangsphase: integriert in Fächer und separat in einem modernen Informatik Fach, das dabei hilft die Welt zu verstehen lernen.
Im Wikipedia Beitrag ist von vielen typischen Kulturtechniken die Sprache: Feuer machen, Kunst gestalten, Kalender verwenden, etc. Dafür sind ein oder mehrere Voraussetzungen nötig: das Beherrschen von Lesen, Schreiben und Rechnen, die Fähigkeit zur bildlichen Darstellung, analytische Fähigkeiten, die Anwendung von kulturhistorischem Wissen oder die Vernetzung verschiedener Methoden. Lesen, Rechnen und Schreiben sind nach diesem Verständnis nicht die eigentliche Kulturtechnik, sondern es sind notwendige Voraussetzungen. Vielleicht brauchen wir als eine neue notwendige Voraussetzung unserer Kulturtechniken auch „das Fühlen“ oder Empathie. Wie ich darauf komme?
Vielleicht kennen Sie schon Sophia. Schauen Sie sich das Video von ihr an, wie sie „zum Leben“ erwacht… Seither gibt Sophia ständig Interviews bei Journalisten (wie z.B. Wallstreet unten). In diesem Interview zeigt sich, dass es noch weit weg ist von einer “Superintelligenz” ( wie im Zeitartikel beschrieben: http://www.zeit.de/2015/03/superintelligenz-nick-bostrom-kuenstliche-intelligenz) – aber wie ist es in 20 Jahren, wenn die Entwicklung so weiter geht…
Sophia Awakens Episode 1
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