Edmund Clark ist Chief Information Officer, Chief Digital Officer und VP Informationstechnologie der katholischen St.Thomas Universität, Minneapolis, Minnesota, USA. In einem Beitrag für EDUCAUSEreview nimmt er ein Modell zur digitalen Transformation von Gartner als Ausgangspunkt und buchstabiert dies (etwas angepasst) für seine eigene Hochschule durch. Dabei sieht er seine eigene Hochschule beim Thema digitale Transformation nicht als Vorreiter, sondern eher im Mainstream.
Das Gartner-Modell geht von vier übergeordneten Zielsetzungen für Technologie-getriebene Transformation aus:
- verbesserte Wettbewerbsfähigkeit,
- verbesserte Kosteneffizienz (bzw. Profitabilität),
- verbessertes Kundenerlebnis und
- höhere Agilität der Gesamtorganisation.
Das Gartner-Modell zu digitalen Ökosystemen beinhaltet die folgenden zentralen Elemente:
- Kundenerfahrungen (engage)
- Daten von verschiedensten Geräten (sense)
- zentrale IT-Systeme und Transaktionen (run)
- Interaktionen im digitalen Ökosystem (z.B. über Schnittstellen zu anderen Systemen) (interact)
Die Interaktionen und Daten aus diesen vier Elementen bilden dann die Grundlage für datenbasierte Entscheidungsprozesse (decide).
Dieses Modell hat Clark für seine eigene Hochschule als Folie herangezogen und er skizziert, wie die einzelnen Elemente dort umgesetzt werden:
- Kundenerfahrungen
Hier ist das Ziel, dass alle digitalen Interaktionen – sei es die erste Kontaktaufnahme mit der Hochschule über ein Formular auf der Webseite oder die Bearbeitung einer digitalen Lernressource – so gestaltet sind, dass Bindung maximiert und Frustration minimiert wird. Dies gilt im übrigen auch für Lehrpersonen und Angehörige der Verwaltung. - Partnerschaften (vgl. Ökosystem / interact, oben)
Vor dem Hintergrund von etabliertem Silo-Denken an Hochschulen (Fakultäten / Schools, Departemente, Institute, Verwaltung, etc.) ist es besonders wichtig, sowohl intern als auch extern Partner zu haben, mit deren Hilfe digitale Entwicklungsvorhaben priorisiert und vorangetrieben werden können. - Intelligente Technologien (vgl. Things/ sense, oben)
Beispiele für den beginnenden Einsatz intelligenter Systeme bei der St.Thomas Universität sind Werkzeuge zur Analyse von Stimmungen (z.B. auf Twitter-Kanälen nach einer Grossveranstaltung) oder Chatbots, die Teil der Bibliotheks-Services sind und die Suche nach Ressourcen unterstützen. - Eine stabile, sichere und flexible IT-Infrastruktur für die Kernprozesse ist unabdingbare Voraussetzung für die zuvor genannten Elemente. Die St.Thomas Universität hat dafür u.a. ihr ERP-System in die Cloud (Amazon Web Services) migriert und dabei u.a. deutliche Leistungsverbesserungen bei Belastungsspitzen (z.B. während Einschreibefristen) erreichen können.
- Auch das letzte Element des Gartner-Modells hat Clark für sich angepasst (Entwicklung digitaler Strategie an Stelle von datenbasierten Entscheidungsprozessen). Aus Sicht von Clark ist für den Erfolg der Hochschule zentral, dass neue digitale Werkzeuge ebenso wie die verfügbaren Daten produktiv genutzt werden können. An der St.Thomas Universität wird dazu viel in die Entwicklung von Führungskräften, von Fachexperten und auch von Anwendern investiert – über alle internen Strukturen und Einheiten hinweg (Fakultäten, Lehrpersonen, Studiensekretariat, Verwaltung, etc.). Alle Mitarbeitenden der Hochschule in Ihren verschiedensten Rollen sind gefordert, wenn es um die Weiterentwicklung der Services und der Kundenerfahrung auf Seiten der Studierenden geht.
Im Anschluss an diese Darstellung des Orientierungsrahmens für die digitale Transformation einer Hochschule formuliert Clark einige Fragen, die dabei helfen sollen, den Veränderungsprozess zu gestalten. Diese Fragen beziehen sich u.a. auf den Umfang bzw. die Reichweite des geplanten Veränderungsprozesses, die Untersützung durch die Leitung der Hochschule, die Freiräume für eine auf digitale Transformation ausgerichtete Task Force, und so weiter.
Clark, Edmund (2018): Digital transformation: what is it? EDUCAUSEreview, 21.05.2018
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