Der Anbieter Realizeit bietet eine Lernplattform zur Unterstützung von personalisiertem und adaptivem Lernen mit interessanten Dashboard-Funktionalitäten für verschiedene Rollen. Für mich scheint dabei ein Verständnis von Bildungsmanagement durch, das stark auf “Beobachten und Steuern / Kontrollieren” ausgerichtet ist.
Vor dem Hintergrund unserer Aktivitäten im Bereich personalisierte Kompetenzentwicklung sowie unserer Weiterbildungsangebote zum Thema “adaptive Lernumgebungen” habe ich mir kürzlich eine Produktdemonstration des u.a. von Brandon Hall ausgezeichneten Plattformanbieters Realizeit angeschaut. Die Plattform wird als “intelligent” beworben und ein zentrales Konzept, auf der die Plattform basiert, ist das einer Wissenslandkarte. Entsprechend lautete dann auch der Titel des Webinars bzw. der Produktdemonstration: A GPS for Learning that Drives Performance.
Die ‘knowledge maps’ bzw. ‘learning maps’, die ein zentrales Konzept der Plattform-Architektur ausmachen, haben mich an die Theorie des Wissensraums bzw. ‘knowledge space’ erinnert, die vor ca. 40 Jahren im Kontext der Mathematik-Didaktik von Falmange und Doignon entwickelt wurde und die ja auch anderen adaptiven Lernplattformen zugrunde liegt (z.B. ALEKS). Ich bin aber nicht sicher, inwiefern auf Seiten von Realizeit tatsächlich in einem engeren Sinne und nicht nur metaphorisch an diese Theorie angeknüpft wird…
Was ich an der Produktpräsentation interessant fand, war die Fokussierung – auch des Produkts – auf drei für das Management von Lernen bzw. von betrieblicher Bildung zentralen Rollen:
- Lernende
- Performance Manager
- Führungskräfte
Die folgende Abbildung zeigt eine Zusammenstellung von Visualisierungen aus dem Webinar bzw. der Produktpräsentation.
- Links ist die Rolle der Lernenden repräsentiert und eine Sicht auf das Lernenden-Dashboard. Das Dashboard zeigt u.a. die für eine bestimmte Person relevante Wissenslandkarte mit Informationen zum aktuellen Stand des verfügbaren bzw. nachgewiesenen Wissens.
- In der Mitte die Rolle ‘Performance Manager’ und ein auf diese Rolle ausgerichtetes Dashboard. Dieses Dashboard bietet verschiedene Sichten. Beispielsweise eine aggregierte Darstellung der Wissenslandkarten von Personen, die dem eigenen Team oder Verantwortungsbereich zugewiesen sind (“Knowledge Map”) sowie eine verdichtete und in der Mitte unten wiedergegebene Darstellung zu Problembereichen und Handlungserfordernissen.
- Rechts ist die Rolle von Führungskräften repräsentiert und ein auf diese Rolle ausgerichtetes Dashboard. Dieses Dashboard bietet u.a. eine hoch aggregierte sicht auf den Qualifizierungsstand für bestimmte Organisationsbereiche bzw. Beschäftigten-Rollen.
Auch wenn von den Vertretern von Realizeit selbstreguliertes Lernen als Zielbild angesprochen wurde, so hatte ich doch den Eindruck, dass der Lernplattform bzw. den Dashboards in wichtigen Teilen ein Verständnis von Bildungsmanagement als “Beobachten und Steuern / Kontrollieren” zugrunde liegt. Das braucht es sicherlich auch. Aber ich bin nicht sicher, wie gut sich das für die Beschäftigten anfühlt, wenn dies so prominent in einer Plattform verankert ist. Hier sind vermutlich einige kommunkative Arbeit und ein klares Leitbild zu lernförderlicher Führung erforderlich, um das für alle Beteilgten akzeptabel auszugestalten.
Mehr zu den Themen Learning Analytics, Personalisierung und adaptive Lernumgebungen in unseren Weiterbildungsmodulen “Datenbasiertes Bildungsmanagement und Analytics” sowie “Adaptive Lernumgebungen”.
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