Am 30.11.2015 besuchten wir mit einer Gruppe von 15 Learning Professionals das IBM Research Center in Rüschlikon (Schweiz). Zusammen mit Frau Dr. Karin Vey (Executive Consultant, IBM Research Think Lab – Zurich) hatten wir den Tag gemeinsam geplant. Anbei für alle Interessierten ein paar Diskussionslinien zu dieser Veranstaltung:
Gestartet ist Dr. Karin Vey mit einem spannenden Vortrag: “Der intelligente Computer als Kollege & Mitarbeiter”. Wir durften einiges erfahren von aktuellen Research Themen, an denen das Center forscht und haben einen Eindruck davon bekommen, was die „Cognitive Computing Era“ bedeuten kann (hier ein Video für Interessierte zum Thema: “How cognitive computing can reshape the enterprise”). Sehr eindrücklich war auch der Impuls, das unsere Datenmenge weiter explodieren wird und es in Zukunft zu einer zentralen Aufgabe wird aus dieser fast nicht vorstellbaren Menge an v.a. “unstrukturierten Daten” (z.B. Bilder, Posts, etc.) Sinn zu generieren. Es wurde auch deutlich, dass es neuartige Systeme braucht, die mit diesen Datenmengen umgehen und im Prinzip selbst lernen können. Es wurde ebenso schön deutlich, dass Maschinen in naher Zukunft einiges an Aufgaben übernehmen können und uns so Freiraum schaffen bzw. zurückgeben. Wir können uns dann wieder auf Kernaufgaben konzentrieren und auf, uns Menschen eigene Fähigkeiten, z.B. Umgang mit Dilemmata, Intuition, Fähigkeit zu Träumen oder “Common Sense” konzentrieren und diese weiterentwickeln. Die Beispiele aus dem Bereich der Medizin illustrierten sehr anschaulich das Potenzial was entsteht, wenn “intelligente Maschinen mit intelligenten Menschen zusammen agieren!”
Im Anschluss daran sind wir in das Themenfeld: “Learning Professionals & Innovationskultur” eingestiegen:
Ausgehend von diesem Begriffsverständnis:
“Die Innovationskultur lässt sich als ein Nährboden begreifen, in dem sich innovationsförderliche Grundhaltungen, Werte und Normen entfalten und sich somit sowohl Führungskräfte, als auch Mitarbeitende zu einem innovationsorientierten Handeln ermuntert und befähigt fühlen” (Oertig & Kels, 2014)
haben wir in der Gruppe zunächst gemeinsam eine Standortbestimmung vorgenommen, d.h. wie gut wir die Innovationskultur unserer Organisationen anhand verschiedener Kategorien einschätzen. Als Baustellen wurden u.a. folgende Elemente identifiziert, die verbunden werden mit aus der Theorie bekannten häufigen Barrieren auf dem Weg zu einer starken Innovationskultur (vgl. u.a. Oertig & Kels, 2014):
- Unsicherheit von Führungskräften und Mitarbeitenden: Was ist die Bedeutung von Innovation für die Organisation? Teilen wir ein gemeinsames Verständnis?
- Fehlender expliziter und motivierender Auftrag: oftmals eher ein “vager Aufruf innovativ zu sein vom Top-Management”, wenig Orientierung: es braucht klare Signale das Innovation erwünscht ist.
- Noch unzureichende Befähigung von Learning Professionals die Rolle als Innovationsgestalter professionell auszufüllen.
- Fehlende Bereitschaft vielerorts Risiken einzugehen und Fehler als Lernchance zu betrachten.
- Wenig innovationsförderliche Führung: Freiraum, Anerkennung, Partizipation & Empowerment.
- Zu wenig Wissensaustausch innerhalb der Organisation und mit den Kunden.
Die Herausforderung die wir Learning Professionals in diesem Thema haben kann metaphorisch so umschrieben werden:
Als wichtige Kompetenzen und Haltungen in diesem Kontext erscheinen uns beispielsweise: Mut, Neugierde, Wissen um Gestaltung und Begleitung von Innovationsprozessen, Interesse an IT & Digitalisierung und die Fähigkeit aus der Vielzahl unstrukturierter Daten Sinn zu generieren.
In einem nächsten Schritt hat uns Frau Vey interessante Einblicke in die Innovationskultur beim IBM Research Center gegeben, die wir im Folgenden anhand von ausgewählten Beispielen skizzieren möchten:
Im Anschluss diskutierten wir noch weitere methodische Formen und Ansätze zum Umgang mit Innovation in Organisationen, z.B. die Durchführung von „Hack Days“, die Einführung eines Innovation Boards in einer Organisation, Zeitfenster für Innovation (“die 20-Prozent-Regel von Google” oder die „15-Prozent-Regel“ von 3M) und die Einrichtung von “Innovation Labs” in der Organisation.
Im weiteren Verlauf des Tages stand die gemeinsame Diskussion kultureller & struktureller Gestaltungsfaktoren für Learning Professionals im Fokus. Anbei ein paar Beispiele:
- Führungskräfte müssen im Unternehmen ein Umfeld schaffen, in dem sich Werte und Verhaltensweisen darauf ausrichten, Innovationen hervorzubringen.
- Es braucht eine gelebte Fehlerkultur & Risikobereitschaft.
- Es gilt den Kulturkonflikt zwischen Routine und Innovation zu adressieren.
- Aufgabe der Illusion der Steuerbarkeit / “Demand & Control”.
Zum Abschluss des Tages arbeiteten die Teilnehmer in Kleingruppen an von Ihnen ausgewählten Fragestellungen zum Thema (z.B. “Wie können wir stärker ein innovatives Denken und Handeln in die Arbeitsprozesse integrieren?) weiter und präsentierten ihre Gedanken in der Gesamtgruppe.
Wir bleiben weiter an dem Thema “Innovationskultur” dran und freuen uns auf das nächste “scil on tour 2016”!
Literaturhinweise für Interessierte:
Graf, N. (2014) Innovationen im Personalmanagement.
Schültz, B. et al. (2014). Innovationsorientierte Personalentwicklung.
Schmitt, M. (2015). Innovationskultur – Grundlage einer zukunftsfähigen Arbeitskultur aus Widuckel, W. et al. (2015). Arbeitskultur 2020.
Oertig, M. & Kels, P. (2014). Innovationsorientiertes Personalmanagement
Gerstner, L. (2003). Who says elephants can’t dance?: Leading a great enterprise through dramatic change (IBM).
[…] Das Protokoll einer Dienstreise zum Thema “Innovationskultur”. Schon die Aufstellung der innovations-förderlichen Rollen, Methoden und Ansätze, die beim Gastgeber IBM eingesetzt werden, zeigt, welches Potenzial das Thema hat. Termin und Stichworte unterstreichen auch, dass die Förderung und Unterstützung von Innovationsprozessen langsam, aber sicher in Corporate Learning ankommt. Design Thinking, Corporate MOOCs oder BarCamps gehören sicher auch in diese Entwicklung. Tanja Fandel-Meyer, scil-Blog, 1. Dezember 2015 […]