Letzte Woche fand der sechste scil Trend- & Community Day statt. Der Tag stand unter dem Motto “KI trifft Bildung – Wie künstliche Intelligenz Lernen & Kompetenzentwicklung verändert”. Das Programm umfasste Vorträge, Projektberichte und einen Lösungs-Marktplatz mit verschiedenen Stationen zum Thema.
Sabine Seufert machte in ihrem Beitrag die grundlegenden Elemente eines Bildungsprozesses (Input – Design – Process – Output / Outcome) zum Ausgangpunkt. Sie zeigte auf, welche Gestaltungsaspekte bei diesen Elementen besonders relevant sind (z.B. Strategien für Phasen selbstregulierten Lernens, Motivationsdesign, Interaktion & Scaffolding). Und sie zeigte, wo KI ins Spiel kommen kann, um Blended Learning Designs weiterzuentwickeln und zu stärken:
Damit war das Thema Künstliche Intelligenz eingeführt und ein Ankerpunkt für Bildungsverantwortliche gesetzt.
Aber was ist KI genau und was müssen Bildungsverantwortliche dazu wissen? Im anschliessenden Beitrag habe ich versucht, einige grundlegende Antworten darauf zu geben. Dabei bin ich den folgenden Leitfragen gefolgt:
- Was ist KI bzw. die “2. Welle der Digitalisierung”?
- Was können Smart Machines?
- Wie werden Smart Machines besser?
- Was sind aktuelle Herausforderungen im Feld KI?
- Was bedeutet das alles für L&D bzw. für Bildungsverantwortliche?
Beim letzten Punkt bin ich noch sehr allgemein geblieben und habe drei Punkte formuliert:
- Bildungsverantwortliche müssen sich auf KI einlassen;
- sie müssen in der Lage zu sein, anderen Orientierung zu diesem Thema und den Folgen für Kompetenzentwicklung zu geben; und
- sie sollten allgemeine Leitlinien zum Einsatz von KI kennen und berücksichtigen (vgl. hierzu die Leitlinien des Ethikbeirats HR-TECH).
Mit dem nächsten Beitrag wurden wir dann konkreter. Henning Klaffke, Oberingenieur am Institut für Technische Bildung und Berufsbildung der TU Hamburg, hat in seinem Beitrag ein konkretes Szenario für den Einsatz von KI im Kontext der Berufsbildung erläutert: einen personalisierten Empfehlungsservice für Nutzer der Berufsbildungsplattform foraus.de des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Deutschland.
Die Plattform foraus.de richtet sich an AusbilderInnen, wird täglich von mehr 1’000 Nutzern aufgerufen und hält umfangreiche Inhalte bereit. So viele Inhalte, dass für die Nutzer in der Regel nicht klar ist, was alles verfügbar ist. Vor diesem Hintergrund wurde ein Konzept entwickelt, wie diese Inhalte gefiltert und individuell zugeschnitten präsentiert werden können. Ein zentrales Element dabei ist ein algorithmenbasiertes Empfehlungssystem:
Am Nachmittag stand zunächst die jüngste Assistentin des Instituts für Wirtschaftspädagogik im Mittelpunkt: Lexi (alias Pepper):
Johannes Stähli von RaumCode erläuterte die Funktionsweise des Roboters und Bonnie Jones von Zürich Versicherungen stellte zwei Trainings-Szenarien vor, in denen Pepper zum Einsatz kam.
Anschliessend gab es drei Runden “Speedgeeking” mit insgesamt fünf Martkplatz-Stationen:
- Peggy Palluch, Kantonsspital St.Gallen:
Fit4Change – Schulungskonzept für KSSG
(Abschlussprojekt im Rahmen des scil-Diplomprogramms “Corporate Learning / Bildungsmanagement”) - Bernd Wiest, time4you:
JIX-basierte Chatbots - Thomas Jenewein, SAP Education:
Ed the bot – Unterstützung in digitalen Learning Rooms - Sarah Schwab, TheExperienceAccelerator:
Coaching mit teilautomatisiertem Feedback - Daniel Niederberger, Taskbase:
Teilautomatisierte Korrektur von Mathe-Aufgaben
Die vier Stationen zu KI-basierten Werkzeugen machten deutlich, dass bereits verschiedene praktisch nutzbare Lösungen verfügbar sind.
KI-basierte Werkzeuge bzw. Smart Machines finden also ihren Weg in den Arbeitsalltag von Bildungsverantwortlichen. Aber nicht nur dort, sondern an vielen anderen Orten auch: im Bereich der IT-Services, in der Finanz- und Versicherungswirtschaft, in der Logistik, in Produktionsbetrieben etc. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Konsequenzen daraus für die Personalentwicklung resultieren.
Diese Frage war auch der Ausgangspunkt für den scil Innovationskreis 2018 / 19 zum Thema “Augmentation und Personalentwicklung”. Die wichtigsten Ergebnisse zu diesem Innovationskreis habe ich im folgenden Beitrag vorgestellt:
- In der Diskussion um die Substitution und Augmentation von menschlicher Arbeitskraft durch Smart Machines ist die relevante Ebene die von Aktivitäten, nicht von Jobrollen oder Berufsgruppen;
- Eine am Konzept der Augmentation orientierte Personalentwicklung als Gesamtprozess umfasst drei Aufgabenstränge:
– Anforderungsanalyse & Kompetenzentwicklung
– Veränderungsmanagement
– Erfolgsbestimmung; - Es braucht spezifische Arbeitshilfen, um diesen Gesamtprozess umsetzen zu können.
Einige ausgewählte Arbeitshilfen habe ich dann kurz vorgestellt. Und am Ende folgenden Punkt herausgestellt:
Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Smart Machines im Arbeitsfeld sind Augmentationsstrategien nicht nur ein wichtiger Orientierungsrahmen für das Bildungsmanagement und die Personalentwicklung. Auch Führungskräfte und Beschäftigte sollten diese Strategien und die damit verbundenen Optionen sowie Anforderungen immer im Blick haben. Das Bewusstsein, dass angesichts neuer Technologien im Arbeitsfeld verschiedene Entwicklungswege möglich sind, deblockiert bzw. entlastet das Gespräch über die damit verbundenen Veränderungserfordernisse.
Der letzte inhaltliche Beitrag des Tages kam von Donald Clark (wildfirelearning; learningpool / ht2labs; planBlearning; University of Derby). Er hat zum einen betont, dass KI über den gesamten Lernprozess (attract – support – create content – personalization – assessment) hinweg unterstützend eingesetzt werden kann. Beispiele sind etwa automatisch erstellte Zusammenfassungen von Lerninhalten, automatisch erstellte Testfragen, automatisiertes Kuratieren von Lerninhalten oder der Einsatz von Chatbots. Und er berichtete zu einem Projekt zur KI-unterstützten Lerninhalte-Entwicklung, dass er mit TUI UK / Ireland durchgeführt hat.
Der nächste scil Trend- & Community Day findet am 09. September 2020 statt. Mehr Informationen dazu folgen später hier.
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