Die VUCA-Welt ist dadurch gekennzeichnet, dass vieles mehrdeutig, unklar und komplex ist und sich ständig verändert. Was das aber konkret für unser Denken und unser Mindset bedeutet, ist noch wenig beleuchtet. Feststeht jedenfalls, dass ein lineares Weltbild, das sich durch Kontraste und Gegenüberstellungen auszeichnet (z.B. Profit versus Purpose) ausgedient haben könnte. Es propagiert nämlich, dass wir das Profit-Denken hinter uns lassen und uns rein dem Purpose zuwenden sollten, wie in untenstehender Grafik veranschaulicht (diese Grafik hat erst kürzlich die Runden über die sozialen Netzwerke gemacht).
Die Grafik ist mit dem Titel «Mindset Shifts for Organization Transformation» versehen und unterstreicht dabei den Gedanken «Weg von – hin zu» bzw. das sogenannte «Entweder-Oder-Denken». Diese Denkweise ist aber in der komplexen VUCA-Welt kaum nützlich, schafft sie es doch nicht, Komplexität zu umfassen. Eine paradoxe Denkweise, d.h. ein Paradox Mindset ist definiert als das Ausmass, in dem man paradoxe Spannungen annimmt und durch sie Energie bekommt (Miron-Spektor et al., 2018). Für die Grafik würde die paradoxe Denkweise bedeuten, dass das Profit-Denken wie auch das Purpose-Denken im dynamischen Gleichgewicht für die Transformation von Organisationen möglich und notwendig ist, so dass hier das «Entweder-Oder-Denken» mit dem «Sowohl-Als-Auch-Denken» ersetzt wird. Die Grafik rechts zeigt, dass das «Paradox Mindset» erlaubt jeweils zwei zuvor getrennte Elemente gleichzeitig zu bedenken und zu berücksichtigen: Hierarchien und Netzwerke, Kontrolle und Empowerment, Planen und Experimentieren, Datenschutz und Transparenz.
Erste Schritte in Richtung «Paradox Mindset» haben die TeilnehmerInnen des scil-Moduls «Entwicklungsorientierte Führung» (ab 2019: «Leadership for Learning») kürzlich gemacht. Die Teilnehmenden haben dabei den Unterschied zwischen einem Dilemma und einem Paradox kennen gelernt, sich selbst online getestet, in welchem Ausmass sie bereits paradox denken und in welchen beruflichen Situationen sie hauptsächlich Paradoxien begegnen und schliesslich auch ein konkretes Tool, die Polaritätenmap, zur Erarbeitung von eigenen Strategien im Umgang mit Paradoxen erprobt. Auch bei der nächsten Durchführung von «Leadership for Learning» am 21./22. November 2019 wird das «paradox mindset» eine wichtige Rolle spielen.
Miron-Spektor, E., Ingram, A., Keller, J., Smith, W., & Lewis, M. (2018). Microfoundations of organizational paradox: The problem is how we think about the problem. Academy of Management Journal, 61(1), 26-45.
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