Open Educational Resources (OER) haben seit der Initialzündung am MIT (OpenCourseWare-Projekt ab 2002) an Bedeutung, an Umfang und auch an Akzeptanz gewonnen. Aber es gibt Vorbehalte. An Universitäten geistert das geflügelte Wort umher, dass Lehrpersonen eher noch die Zahnbürste von KollegInnen nutzen würden als deren Veranstaltungsunterlagen…
Um Vorbehalte abzubauen und den Austausch bzw. die Nutzung von OER an Hochschulen zu fördern, wurde beispielsweise in Österreich im Jahr 2017 ein Konzept zur Zertifizierung von Lehrpersonen und Hochschulen für OER ausgearbeitet. Über diesen Prozess sollen Lehrpersonen und Hochschulen für das Erstellen und Verfügbar-Machen von OER zertifiziert werden.
Ein Ende 2017 erschienener Sonderband des Fachmagazins Synergie (Universitätskolleg der Universität Hamburg) liefert eine Bestandsaufnahme zu internationalen Ansätzen zur Qualitätssicherung von OER sowie eine Systematisierung zu Qualitätskriterien für OER und skizziert ein Qualitätssicherungsverfahren für OER an den Hamburger Hochschulen.
Die Autoren, Olaf Zawacki-Richter und Kerstin Mayrberger, kommen dabei zu folgendem Fazit:
Insgesamt ergibt sich ein sehr heterogenes Bild, das zeigt, dass die Qualitätssicherungsinstrumente von sehr unterschiedlicher Komplexität und Detailtiefe sind. Die betrachteten internationalen Evaluationsansätze haben Stärken und Schwächen: Über die Reliabilität und Validität der Instrumente ist wenig bekannt. Auch die Anzahl der Bewertungskriterien ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von acht (Achieve, eQNet) bis 42 (LGC). Einige Ansätze basieren auf einem Qualitätsmodell mit mehreren Qualitätsdimensionen, denen eine Anzahl von Qualitätskriterien zugeordnet werden (z.B. eQNet, Kurilovas, et al. 2011, MEROT), andere bestehen lediglich aus Kriterienlisten (z.B. Achieve.org). Einige Ansätze haben für die Operationalisierung der Ratingskalen eine detailierte Handreichung (scoring guide) erarbeitet (z.B. LORI, Nesbit, Belfer und Leacock, 2007), andere bestehen aus simplen Checklisten (z.B. Jung et al., 2016). Im Hinblick auf den Anwendungskontext gibt es generische Ansätze und solche, die für eine spezifische Fachdomäne, z.B. Naturwissenschaften (Fitzgerald, 2002), speziell für die Schule (z.B. LOEI, Haughey & Muirhead, 2005) oder User-Generated Content (LGC, Pérez-Mateo et al., 2011) entwickelt wurden.
Und sie fordern:
Daher ist es erforderlich, ein eigenes Qualitätsmodell zu entwickeln, dass insbesondere die Spezifika von OER (Wiederverwertbarkeit und Modifikation) angemessen berücksichtigt. Bei der Entwicklung eines solchen Modells kann jedoch auf dem oben entwickelten Kriterienmodell aufgebaut werden (…) Hierbei ist auf eine ausgewogene Balance zwischen Genauigkeit und Einfachheit zu achten.
Ihr Vorschlag für einen allgemeinen Rahmen zu einem noch zu entwickelnden Qualitätsmodell bzw. Qualitätssicherungsinstrument beinhaltet neben pädagogisch-didaktischen Kriterien, wie sie auch für andere Lehrmittel gelten, Qualitätskriterien zu den Bereichen Technologie (u.a. Zugänglichkeit und Wiederverwertbarkeit) sowie Lizensierung (beispielsweise die Publikation gemäss Creative Commons-Lizenzen (CC):
Verweise:
Synergie, Fachmagazin für Digitalisierung in der Lehre, Universitätskolleg der Universität Hamburg (via Jochen Robes / weiterbildungsblog.de)
Forum Neue Medien Austria <fnm-austria>: Konzept OER-Zertifizierung an österreichischen Hochschulen (2017)
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