Für das neue Fachmagazin people&work habe einen Beitrag beigesteuert, in dem ich auf die zu grossen Teilen noch nicht ausgeschöpften Potenziale von digital unterstützten Lernprozessen verweise und verschiedene Ansatzpunkte für passgenaue, personalisierte und wirksame Kompetenzentwicklung erläutere.
Handelsblatt Fachmedien und Fachmedien ottoschmidt haben ein neues Fachmagazin für Führung und Transformation lanciert: people&work. Co-Herausgeber Martin Classen hatte mich angefragt, ob ich zur aktuellen Ausgabe “(Ver-)Lernen – Was weiss ich eigentlich” eine Übersicht zum Stand des digitalen Lernens in der betrieblichen Bildung beisteuern könnte. Das habe ich gerne gemacht.
Die COVID-Pandemie hat zwar zu einem deutlichen Digitalisierungsschub auch in der (betrieblichen) Bildung beigetragen. Das heisst aber nicht, dass die Potenziale für digital unterstütze Formen der Kompetenzentwicklung / Personalentwicklung bereits ausgeschöpft wären. Im Vordergrund steht häufig die durch Digitalisierung ermöglichte erhöhte Flexibilität bei Bildungsaktivitäten. Darüber hinaus sind aber aus meiner Sicht weitere Nutzenpotenziale gegeben – und noch längst nicht überall ausgeschöpft. Dazu gehören insbesondere:
- das Unterstützen von intensiven, aktivierenden Lernerfahrungen
(z.B. durch den Einsatz von Video oder durch sofortiges Feedback im Lernprozess) - das Ermöglichen von Praxisbezug mit Sicherheit
(z.B. beim Erproben von neuen Rollen oder beim Trainieren von Handlungsvollzügen in VR-Umgebungen) - das Ermöglichen von individualisierten bzw. personalisierten Lernumgebungen
(z.B. durch personalisierte Lernpfade über LXP-Plattformen oder durch intelligente tutorielle Systeme) - das Nutzen von digitalen Prozessdaten zu Lernaktivitäten für Dokumentation und Bildungsberichterstattung
(z.B. für das Erstellen von zielgruppenspezifischen Berichten) - das Nutzen von digitalen Prozessdaten für Learning Analytics
(z.B. für ein besseres Verständnis von Bildungsprozessen und eine datenbasierte Steuerung von Bildungsaktivitäten)
Ausgehend von einem Verweis auf die breite Palette an Entwicklungsformaten, die eingesetzt werden können, erläutere ich in meinem Beitrag verschiedene Ansatzpunkte für eine passgenaue, personalisierte und wirksame Kompetenzentwicklung:
- technische Plattformen wie LXP oder intelligente tutorielle Systeme
- entwicklungsförderliche Führungsarbeit und
- Befähigung der Mitarbeitenden für selbstregulierte Lernaktivitäten
(sowohl allein auf der Grundlage von Inhalte-Bibliotheken als auch in der Zusammenarbeit mit anderen im Rahmen von Peer-Learning oder Circle-Learning).
Und dies alles am besten im koordinierten Zusammenspiel.
Am Ende meines Beitrags ziehe ich folgendes Fazit:
Die flexibel lernende (…) Gesamtorganisation ist ein Leitbild für viele Bildungsverantwortliche und Bildungsbereiche. Auf dem Weg dahin gilt es, sich von den Prinzipien „Gießkanne“ und „One size fits all“ zu verabschieden. Individualisierung und Personalisierung von Bildung bieten einen wichtigen Hebel für mehr Wirksamkeit.
Darüber hinaus braucht es die ganze Palette von Entwicklungsformaten, inklusive Peer-Learning, selbstregulierten Lernens mit (digitalen) Bibliotheken und entwicklungsförderlicher Führung. Und die Bildungsverantwortlichen brauchen Verbündete im Management, um die flexibel lernende Organisation voranzutreiben.
Meier (2022): Schluss mit ‘One size fits all’ in der betrieblichen Bildung, S. 29
Meier, C. (2022). Schluss mit „one size fits all“ in der betrieblichen Bildung: Wirksame betriebliche Bildung ist fokussiert, variantenreich und individualisiert. People&work. (1), 25–29.
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