Dieser Arbeitsbericht führt die zentralen Ergebnisse des scil Innovationskreises 2018-2019 zusammen. Im Mittelpunkt stehen Augmentationsstrategien (Step in, Step up, Step aside, etc.) als Orientierungsrahmen für die Personalentwicklung.
Im Zuge der «zweiten Welle der Digitalisierung» treten neue Technologien in den Vordergrund, die Daten verstehen, veredeln und aktiv nutzen können: «Smart Machines» transportieren Güter und Fahrgäste, analysieren Verträge, unterstützen bei der Kundenberatung, unterstützen bei der Vermögensverwaltung, transkribieren Audio- und Videoauf-zeichnungen, schreiben Börsen- und Sportberichte, helfen bei der Überwachung von Parkhäusern oder arbeiten Hand-in-Hand mit Menschen in der Produktion.
Im Vordergrund der dadurch befeuerten Debatte um die Zukunft von Arbeit und Beschäftigung stehen Fragen danach, welche Beschäftigtengruppen wie betroffen sind bzw. wann von Robotern ersetzt werden (Substitution). Der Fokus für diesen Innovationskreis lag dagegen anders. Im Mittelpunkt stand der Aspekt der Augmentation, das heisst, das gut gestaltete Zusammenwirken von Menschen und Smart Machines.
Die von Davenport & Kirby formulierten Augmentationsstrategien (Step in, Step aside, Step up, Step forward, Step narrow) zeigen auf, welche Entwicklungswege für Beschäftigte bzw. Beschäftigtengruppen prinzipiell möglich sind. Aufgabe für Personalentwickler und Learning Professionals ist es, hierzu einen leistungsfähigen und wirksamen Prozess zu gestalten. Die Arbeit in diesem Kreis hat gezeigt, dass hierbei verschiedene Aufgabenstränge parallel verfolgt und miteinander verzahnt werden müssen:
- Anforderungsanalyse, primär relevante Augmentationsstrategie und darauf abgestimmte Kompetenzentwicklung;
- Veränderungsmanagement –von der Orientierung und dem Onboarding der Betroffenen über Veränderungsbilanzen bis hin zur Veränderungsbegleitung;
- Standort- und Erfolgsbestimmung sowie Wirkungsprüfung im Hinblick auf Output, Outcomes und Impact.
Im Rahmen der gemeinsamen Arbeit wurden eine ganze Reihe von Arbeitshilfen entwickelt, die einzelne Aufgaben und Schritte in diesem Gesamtprozess unterstützen. Angefangen von Ressourcensammlungen zur Orientierung und Sensibilisierung der Beschäftigten (sowie ggf. auch der Führungskräfte) über Analysewerkzeuge, Raster zur Entwicklungsplanung oder Hilfen zur Pulsmessung bzw. Veränderungsbegleitung bis hin zu einem Raster für die Wirkungsmessung.
Die an diesem Innovationskreis beteiligten Partner haben jeweils eigene Entwicklungsarbeiten verfolgt. Dabei haben sie die gemeinsam erarbeiteten Werkzeuge in unterschiedlicher Weise und mit unterschiedlichen Schwerpunkten eingesetzt. Drei Kurzberichte von Partnern sind Bestandteil dieses Arbeitsberichts.
In vielen Unternehmen und Organisationen werden die Entwicklungen im Bereich Smart Machines und die Folgen für Kompetenzerfordernisse, Beschäftigung und Personalentwicklung nicht oder nur zögerlich thematisiert. Das Konzept der Augmentationsstrategien bietet nicht nur einen Orientierungsrahmen für alle Betroffenen und Beteiligten. Es erleichtert, über Smart Machines und die Folgen für Beschäftigung und Kompetenzerfordernisse zu sprechen. Weil es aufzeigt, dass wir diesen Veränderungen nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern dass es verschiedene, sich gegebenenfalls ergänzende Strategien für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung gibt.
Der Arbeitsbericht kann hier kostenfrei bestellt werden.
Meier, Christoph (2019): Augmentationsstrategien als Orientierungsrahmen für die Personalentwicklung. Abschlussbericht zum scil Innovationskreis 2018 / 2019. Unter Mitarbeit von Christina Bachmann Hügli & Renate Frey (Post CH), Tabea Knecht & Susanne Roth (SBB) sowie Frank Schuhmacher & Beate Strittmatter (ZF Friedrichshafen). Universität St. Gallen / scil.
Christof Maag says
Lieber Christoph
Besten Dank für die Veröffentlichung dieses Berichtes. Was Augmentation bedeuten könnte, wird durch die Arbeit des Innovationskreises plastischer und gibt zielführende Hinweise, wohin die Reise gehen könnte und wohin sie sich bewegt. Eine bereichernde Lektüre.
Eine Frage: die erwähnte Studie von Dengler Katharina…2015 vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gibt Hinweise auf Auswirkungen (vermutete) auf med. und nicht- med. Dienstleistungsberufe S. 17). Gibt es zu diesen Berufsfeldern neuere Studien/Berichte/Einschätzungen, ev. auch aus der Schweiz? Es gibt doch aus Japan? diese Pflegeroboter z. B., die gewisse Dienstleistungen in der Altersbetreuung übernehmen.
Falls dir da weiterführende Infos bekannt sind, wäre ich für einen Hinweis dankbar.
Mit einem herzlichen Gruss
Christof
Christoph Meier says
Lieber Christof, die Careum Stiftung veranstaltet in Zürich am 13.-14. Februar 2020 eine Dialogveranstaltung zum Thema “Soziale Roboter im Gesundheitswesen” (vgl. dazu hier: https://www.careum.ch/dialog20). Ich denke, dort wird es weitere Einsichten zu den von dir genannten Punkten geben, auch wenn das Thema Personalentwicklung in diesem Kontext nicht explizit auf der Agenda steht. Viele Grüsse zurück, Christoph
Christof Maag says
Vielen Dank für den Hinweis, Christoph, und einen schönen Abend Christof