Manu Kapur, Professor für Lernwissenschaften an der ETH Zürich, hat für eine Verlagsbeilage der NZZ zum Thema “Digitaler Wandel an Schulen” einen Leitartikel geschrieben, in dem er fünf grundlegende, durch Technologien ausgelöste Veränderungen beim Lernen skizziert. Diese Veränderungen sind sehr allgemein formuliert:
- Technologie eröffnet neue Sichtweisen
z.B. indem komplexe Phänomene oder Prozesse visualisiert oder auch simuliert werden; - Technologie verändert die Art und Weise, wie wir uns miteinander in Verbindung setzen und Wissen austauschen
z.B. im Rahmen von online Netzwerken oder online-Kursen; - Technologie ermöglicht eine zunehmende Personalisierung von Lernen
z.B. durch KI-basierte, adaptive Lernumgebungen; - Technologie ermöglicht es, Lernaktivitäten besser in der fachlichen Praxis zu verankern
z.B. durch praktische Übungen in virtuellen Welten; - Technologie zwingt uns dazu, uns auf kritisches Denken, Synthese und tiefes Verstehen zu fokussieren
– denn anders können wir die Flut an Informationen nicht bewältigen;
Kapur nimmt auch zu der Frage Stellung, ob Lehrpersonen durch Technologien ersetzt werden (können). Aus seiner Sicht sind Maschinen dort besser, wo es um das Weitergeben von explizitem Wissen und das Vermitteln von einfachen Tatsachen und Prozessen geht. Lehrpersonen braucht es dort, wo es um das Individuelle und das Soziale geht, um kritisches Denken und um implizites Wissen.
(…) wir müssen den Unterricht wieder darauf fokussieren, was es bedeutet, ein “gebildeter” Mensch zu sein (…) technologische Fortschritte lassen uns gar keine andere Wahl, als dass wir uns wieder darauf fokussieren, was uns zu Menschen macht. Und das ist unsere Nische, die nicht ersetzt werden kann.
Manu Kapur, NZZ, 31.10.2019
Kapur, Manu (2019): Lernen und Technologie: Neue Sicht- und Handlungsweisen. NZZ, 31.101.2019, Verlagsbeilage, S. 8.
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