und wir blicken zurück auf zahlreiche Aktivitäten rund um Kompetenzentwicklung für Learning Professionals: Unsere vierte Trendstudie zu Bildungsmanagement ist erschienen. Wir haben unsere Weiterbildungsprogramme weiterentwickelt (so haben zum ersten Mal im Rahmen unseres Diplomprogramms „Professional Learning“ die scil-Learning Days stattgefunden) und zusammen mit Partnern haben wir spannende neue Inhouse-Programme umgesetzt. Das Highlight unseres Jahres war aber sicherlich unser fünfter scil-Kongress im Juni „Learning in Transition? – Pathways to succesful Learning in Organisations“.
Wir gehen jetzt in die Pause über die Weihnachtstage und den Jahreswechsel und wünschen ganz schöne Weihnachtstage mit Momenten des Innehaltens, Zeit mit Familie und Freunden und Momente zum Kraft und Energie tanken für einen guten Start ins Jahr 2014!
Ihr scil team
Archives for 2013
Zum Kompetenzbegriff: Braucht es überhaupt Kompetenzen? Oder: gibt 3 + 2 immer 5?
Am 3. Dezember fand das dbb Forum in Berlin statt – zum Thema “Qualität in der dienstlichen Fortbildung”. Leider konnte ich nur am ersten Vormittag dabei sein (wegen meinen eigenen Vorlesungen), aber alle Unterlagen sind online verfügbar:
http://www.dbbakademie.de/offenes-programm/redaktioneller-bereich/4-fachkongress-qualitaet-in-der-dienstlichen-fortbildung/nachbericht.html
Ziemlich unterhaltsam war das Referat von Manfred Becker zum Thema „Kompetenz – Allheilmittel aus dem Wunschkatalog der Personalentwicklung“. Auf humorvolle Art und Weise hinterfragt er kritisch, ob es ein Kompetenzmanagement überhaupt benötigt. Denn letztlich reiche ein Performanzmanagement seiner Ansicht nach (da man Kompetenzen eh nicht messen kann).
In seinem Vortrag steigt er dabei in sein Beispiel ein – diese Folie fehlt nun leider bei seiner Online Version. Drei junge Herren sind darauf zu sehen (suggerieren mehr Muskeln als Hirn, im Hintergrund sieht man Fitness-Geräte ;-), die über die Frage nachdenken: was gibt 3 + 2?
Die Pointe würde Herr Becker zum Ende seines Referates bringen – ich war gespannt auf das Ende. Im Grunde genommen war es auch eine seiner Kernbotschaften: „Vom Ende her denken“ (Performanz ist, was zählt).
An der Oberfläche betrachtet, scheint der Trend zur Kompetenzorientierung und damit einhergehend die Anforderung, die Bildungsinhalte und -ziele viel konsequenter aus der Lernendenperspektive zu beschreiben, auf allen Bildungsstufen ein einheitliches Kompetenzverständnis zu suggerieren. Differenzierter betrachtet, liegen allerdings unterschiedliche Ansätze des Kompetenzbegriffes zugrunde. In Schulen herrscht das Verständnis eines kognitionspsychologischen Kompetenzbegriffes vor. Danach verbindet der Begriff Kompetenz die Wissens- und Könnensebene, um zu verdeutlichen, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten die Lernenden in Bildungsprozessen erwerben sollen (nach Weinert, 2001). In der beruflichen Bildung liegt hingegen ein handlungstheoretisches Kompetenzverständnis vor. Dieser Kompetenzbegriff definiert sich vom Anwendungsbereich her und versteht Kompetenz als Fähigkeiten und Bereitschaft, welche Menschen benötigen, um komplexe Anforderungen in beruflichen und alltäglichen Situationen zu erfüllen. Dazwischen liegt schon ein Utnerschied, das in dem Referat sehr deutlich heraus kam.
Das Referat von Herrn Becker endet mit der Auflösung. Während er im Mittelteil seiner Präsentation auf einen handlungsorientierten Kompetenzbegriff zurückgriff (betriebliche Weiterbildung), schwenkt er zum Schluss zur Schule, um sein zentrales Statement abzugeben – vom Ende her denken. Die Auflösung seiner anfangs gestellten Frage ist daher etwas enttäuschend. Den drei jungen Männern legt er die u.a. Antworten in den Mund:
– der erste sagt 3 + 2 = 5
– der zweite sagt 3 + 2 = 4 -> aber Lehrpersonen in der Schule honorieren dies positiv, ist ja auch nah dran
– der dritte sagt: 3 + 2 = sag ich nicht – auch dies wird pointiert als Stärke aus Sicht der Kompetenzorientierung hervorgehoben.
Schade – dachte ich mir am Ende.
Anbei konstruiere ich einen Fall, den ich eigentlich viel passender fände – denn schliesslich ging es um die betriebliche Weiterbildung.
Fall: In einem Rettungsboot sind nur 4 Plätze. Eine Familie: Mutter, Vater, Kind, sowie zwei Singles wollen gerettet werden. Wie würden Sie entscheiden?
a) 3 + 2 = 5 – einer muss die Rettungsweste anziehen und auf Rettung warten. Am besten der Vater, oder einer der beiden Singles, evtl. der, der am fittesten ist, oder der, der sich freiwillig meldet. Oder es wird gelost… 3 + 2 gibt unumstösslich 5 – konvergentes Denken, ich suche die Lösung in einem vorgegebenen Rahmen, ich überlege dann, wie möglichst „fair“ nach ethischen Wertvorstellungen entschieden werden kann.
b) 3 + 2 = 4 – es wird nach einer Lösung gesucht, in der die 4 Plätze von 5 genutzt werden können. Das Kind kann sich auf den Schoss der Eltern setzen, man kann noch überlegen, wie sich die Personen am besten setzen, das Kind evtl. quer nehmen, damit das Rettungsboot nicht kentert – Divergentes Denken, kreativ kann man werden aus der Not heraus, das braucht Mut -> es geht um die Problemlösung, was ist das übergreifende Ziel? Alle Menschen retten.
c) die Lösung „sag ich nicht“ bedeutet: ich weiss es nicht, ich kann es nicht entscheiden. In meiner Dienstvorschrift steht dazu nichts drin. Entscheiden müssen es andere – der Chef. In meinem jährlichen Personalgespräch werde ich auch nicht danach beurteilt, ob ich das mache. Ich sage lieber nichts, da kann ich nichts verkehrt machen und befolge alle Anweisungen ganz korrekt. Übergreifendes Ziel ist, die eigene Haut zu retten…
Wer ist kompetent? Wer ist am wenigsten kompetent? Was wird man wohl mit „reinem“ Performanzmanagement am stärksten fördern: a), b) oder c) ?
scil learning days 2014
Die scil learning days sind eintägige Workshops zu aktuellen Themen im Bildungsmanagement mit einem Fokus auf dem praktischen Erproben und Umsetzen sowie auf dem Austausch in der Gruppe. Die Themen für die scil learning days 2014 sind jetzt definiert:
Learning Day 1
„Wissenskommunikation“ – Visualisierungen, Wissensstrukturen und Kuratieren im WWW
12. März 2014 in St.Gallen
Learning Day 2
„Learning Culture Organizer“ – Lernkulturen analysieren, gestalten und verändern
7. Mai 2014 in St.Gallen
Learning Day 3
„Thinking Lab: Bildungsmanagement goes future“ – Aktuelle Trends des Bildungsmanagements
10. September 2014 in St.Gallen
Learning Day 4
“scil on tour” – Exkursion zum Center for Young Professionals in Banking (Zürich) unter dem Motto:
Mobiles Lernen: CYP auf dem Weg zum digitalen Lernbegleiter
22. Oktober 2014 in Zürich
Quartera Kongress zu akademischer Weiterbildung in Berlin
Am 5. Dezember fand in Berlin wieder der Quartera-Kongress für akademische Weiterbildung statt. Ich hatte dort Gelegenheit, unsere Überlegungen zur Erweiterung des Angebotsportfolios für Bildungsdienstleister (online learning communities) vorzustellen.
Die einführenden Keynotes für die von ca. 70 Teilnehmenden besuchten Veranstaltung (hier der Link auf das Gesamtprogramm) fokussierten die Kooperation zwischen Unternehmen und Hochschulen beim Thema Weiterbildung.
Zunächst stellte Benedikt Füssle, Head of Talent & Development, Deutsche Bank AG, seine Sicht auf Weiterbildung dar. Drei Aspekte stellt er in den Mittelpunkt:
- eine Kritik an – aus seiner Sicht – häufig schablonenhafte Angebote zur Führungskräfte-Entwicklung; wichtig sind für ihn Angebote, die auf die Entwicklung eines mittel-/längerfristig orientierten Führungsstils abzielen und Führungskräfte in die Lage versetzen, selbst loyale Mitarbeitende zu entwickeln und zu binden;
- transferorientierte Weiterbildungsangbote, beispielsweise durch den Einsatz von Ko-Referenten von Seiten des Weiterbildungsanbieters sowie des nachfragenden Unternehmens;
- für spezifische Zielgruppen trennscharf konzipierte Entwicklungsangebote (“liebe Hochschulen, macht bitte nicht alle das Gleiche”).
Danach sprach Dirk Zupancic, Präsident der German Graduate School of Management and Law (GGS) in Heilbronn (und zuvor an der Universität St.Gallen tätig) zum Thema Erfolgsfaktoren für win-win Kooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen. Aus einer Skizze zu den Herausforderungen für das HR-Management in Unternehmen (u.a. “war for employees”, Erwartungen der Mitarbeitenden der Generation Y: attraktive Arbeitsaufgaben & Entwicklungsperspektiven) leitete er die Forderung an das HR-Management ab, sich zum strategischen Business Partner mit Fokus auf Talent Management, Performance Management und Nachfolgeplanung zu entwickeln. Anschliessend stellte er einige Beispiele für Entwicklungsangebote vor, die die GGS in Zusammenarbeit mit grösseren mittelständischen Unternehmen in der Region Heilbronn entwickelt hat. Typische Merkmale dieser Angebote sind ein blended learning design und ein starkes Involvement der Führungsrkräfte / Vorstände, beispielsweise im Rahmen von mit der Weiterbildung verbundenen Entwicklungsprojekten, die von den Führungsrkräften / Vorständen begleitet werden.
Im Anschluss an die Keynotes folgten sogenannte “Table Sessions”, bei denen insgesamt acht Referenten gleichzeitig an verschiedenen Tischen kurze Inputs lieferten und mit den Teilnehmenden diskutierten. Für mich besonders interessant war der Beitrag von Ronald Urgast, Lufthansa School of Business, zum Thema “Mobile Knowledge & Mobile Learning”.
Urgast zeigte zum einen Rahmenbedingungen auf, die mobiles Lernen erfordern und ermöglichen: nicht-territoriale Arbeitsplätze auf der einen Seite und die Verfügbarkeit von mobilen Endgeräten für alle Mitarbeitenden auf der anderen Seite. Er zeigte auch auf, wie unterschiedlich die Anforderungen der verschiedenen Zielgruppen bei Lufthansa (Kabinenpersonal, technisches Personal, Piloten) in Hinblick auf Lernangebote sind. Das Kabinenpersonal, beispielsweise, ist i.d.R. weniger Technik-affin, das technische Personal dagegen sehr. Die gezeigten Beispiele für mobiles Lernen umfassen knowledge nuggets via Blackberry für Manager, video-basierte nuggets für das technische Personal, eine Business Simulation (“Airline Manager”) für tablet PCs und eine Lern-App für Airport Codes (für Smartphones und iPads).
Mein eigener Kurzbeitrag setzte einen kleinen Kontrapunkt zum vorherrschenden Fokus auf Bildungsprogramme und formal organisiertes Lernen. Ausgangspunkt für mich war die These, dass Bildungsanbieter ihr Leistungsportfolio in Richtung Unterstützung von informellem Lernen erweitern müssen (vgl. auch mein Vortrag für die Haniel-Akademie im Herbst). Vor diesem Hintergrund habe ich Erfolgsfaktoren für online Lerngemeinschaften vorgestellt, anhand von zwei Fallstudien erläutert und das daraus resultierende Gestaltungsfeld für Bildungsanbieter skizziert:
Am Nachmittag wurde im Rahmen der Veranstaltung auch der DGFP-Preis für erfolgreiche Partnerschaften zwischen Hochschulen und Unternehmen vergeben. Ausgezeichnet wurde das Master-Programm “AuditXcellence“, das in Kooperation zwischen den vier grossen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und insgesamt sechs Hochschulen entstand.
Insgesamt fand ich die Veranstaltung sehr gelungen – auch wenn aus meiner Sicht nicht alle Vorträge gut in den thematischen Rahmen passten.
Action Learning Projekte der "Class of 2013"
Im Rahmen unseres Zertifikatsprogramms “Bildungsmanagement” arbeiten die Teilnehmenden auch an einem Action Learning Projekt. Ziel ist es, Konzepte, Methoden und Arbeitshilfen aus den Modulen des Zertifikatsprogramms auf ein selbst gewähltes Projekt im eigenen Arbeitskontext anzuwenden. Zwei mal im Jahr finden dann Präsentationstage statt, an denen die Projektarbeiten vorgestellt werden. So auch letzten Freitag – folgende Projekte wurden vorgestellt:
- Operative Umsetzung des Curriculums “Integrierte Bildungskonzeption” (Moduldrehbuchentwicklung) (Bernadette Probst, agogis)
- Zukunft der IT-Lehre: Auswahl eines neuen externen Ausbildungspartners (Pier Chalfajew, Credit Suisse)
- Entwicklung eines Bildungssystems für die Fachausbildung des Fahrpersonals BLS (Roger Schmid, BLS AG)
- Transferförderliche Führungsarbeit (Tabea Knecht, SBB / CFF / FFS)
- Verknüpfung von Theorie und Praxis während der formalisierten Ausbildung zur Fachangestellten Betreuung im Kinderbereich (David Ondraschek, bke)
Neben den Abschlussarbeiten konnten wir auch einen sehr interessanten Vortrag zum neuen Schulführungskonzept des in den letzten Jahren sehr schnell gewachsenen Berufs- und Weiterbildungszentrums für Gesundheits- und Sozialberufe St.Gallen (BZGS) hören. Projektor Andreas Weh ist ein Alumnus unseres Programms und es war schön, sich bei dieser Gelegenheit wieder zu sehen.
Coaching und Lernbegleitung zur Gestaltung nachhaltiger Lernprozesse
Am 05./06. Dezember 2013 fand in St.Gallen das Modul: „Coaching und Lernbegleitung kompetenzorientiert einsetzen“ statt. Dieses Seminar ist Bestandteil des Weiterbildungsprogramms „Management von Lern- und Entwicklungsprozessen“.
Mit folgender Wissensstruktur haben wir das Thema bearbeitet:
Vom Trainer zum Coach & Lernbegleiter? Eingestiegen sind wir mit Reflexionen zu Veränderungen in der Rolle und Kompetenzen von Learning Professionals. Für die Teilnehmer (alles Bildungsverantwortliche aus Industrie und Ausbildung) ist die neue Rolle „Coach/Facilitator“ in der Praxis gut spürbar und auch die Anforderung, mit allen Aktivitäten im Lernbereich, die Unternehmensstrategie bestmöglich zu unterstützen. Dies erfordert verstärkt Change Management Kompetenzen und Wissen um die Gestaltung transferorientierter und innovativer Lernformen. Ebenso diskutierten wir die Bedeutung der Stakeholder bei diesem Thema: Wie können wir unsere Anspruchsgruppen (Lernende, Vorgesetze,..) für dieses erweiterte Rollenverständnis motivieren und begeistern? Als Kernelemente von Lernbegleitung wurde im Selbststudiums Material folgende dargelegt: Praxisorientierung, Prozessorientierung, Reflexionsorientierung, Eigenverantwortung und Ressourcenorientierung. In dem Präsenzseminar hat die Gruppe dann eine Standortbestimmung vorgenommen, nach der v.a. noch die “Förderung von Reflexion in Lernprozessen”, das „stärken der Stärken“ und “Eigenverantwortung bei den Lernenden fordern und fördern”, noch viel Potenzial zur Weiterentwicklung bietet.
Coaching und Lernbegleitung in Blended Learning Designs? Die Leitfrage dieser Seminareinheit lautete: Wo bieten sich Ansatzpunkte für Coaching und Lernbegleitung im Blended Learning Design? Die Teilnehmer bekamen als Grundlage eine Vielzahl an Ideen präsentiert. Inspiriert von den vorgestellten Möglichkeiten, erarbeiteten sie in Kleingruppen Ansätze die jeder zukünftig stärker in seine/ihre berufliche Tätigkeit integrieren möchte. Beispiele: In der Selbststudiumsphase stand der Einsatz von Videos, MOCCs, Bilder zur thematischen Einstimmung hoch im Kurs, sowie didaktisch gut aufbereitete Learning Nuggets und Unterlagen zur Lernbegleitung. Für die Präsenzphase wurden, neben den bekannten Lernformen zur Förderung von Interaktion (z.B. Gruppenarbeiten, Tandems, „Lernen durch Lehren“ etc.), verstärkt Ansätze diskutiert, um die Reflexion des Gelernten zu fördern. Ideen waren z.B. bewusst geplante Reflexionspausen einzusetzen in denen Lernende Zeit bekommen, das Gehörte „setzen zu lassen“, zu sortieren, zu hinterfragen. Oder auch die Teilnehmer Videos produzieren zu lassen, in denen sie das Gelernte in eigenen Worten reflektieren und zusammenfassen. Für eine stärkere Lernbegleitung in der Transferphase wurden verschiedene Variante des Online-Coachings andiskutiert und Ansätze des Peer Coachings.
Methodenvielfalt? In den Diskussionen und Übungen wurde deutlich, dass sich viele Methoden aus der Welt des Coachings eignen, um Lernprozesse anzureichern. Beispielsweise haben wir mit der Wirkung systemischer Fragetechniken experimentiert oder mit methodischen Ansätzen zur Stärkung einer Ressourcenorientierung. Neben der Perspektive, Coaching und Lernbegleitung auf einer methodischen Ebene zu betrachten, diskutierten wir auch die Perspektive, die Konzepte als Haltung zu verstehen. Damit werden Ansätze des Coachings und der Lernbegleitung für ganz vielfältige Kontexte im Organisationsalltag relevant (z.B. Feedbackgespräche, Beratungssituationen, Seminargestaltung, Kommunikation im Team, etc.).
Praxisbeispiel? In dem Praxisvortrag von PostFinance wurde schön deutlich, dass diese Konzepte sehr gut in die Praxis transferiert werden können und die Wirkung der Arbeit von Bildungsverantwortlichen erhöht und stärkt. Da aber eine Erweiterung des eigenen Rollenverständnisses immer auch andere Anspruchsgruppen betrifft, stellen sich auch verschiedene Herausforderungen in so einem Prozess. Fragen der Lernkultur, der Ressourcen, der Einstellung in einer Organisation kommen zu Vorschein.
Rollenreflexion? In dem abschliessenden Teil des Seminars haben wir uns dem Thema Stakeholder zugewandt. Ausgangspunkt war folgendes Fazit: Es erscheint sinnvoll und erstrebenswert, heutige Lernsituationen zukünftig stärker um Elemente des Coaching und der Lernbegleitung zu erweitern. Zum einen, Methoden aus den Konzepten zu integrieren und zum anderen, die Ansätze als Haltung zu etablieren. Hiermit geht eine Veränderung von Rollen, Prozessen und Kompetenzen einher, die eine Anfangsinvestition benötigen. Wie überzeugen Sie Ihre Anspruchsgruppen von dem Nutzen hierein zu investieren? In den Kleingruppen haben wir bewusst die einzelnen Perspektiven eingenommen und ein Argumentarium erarbeitet. Wichtig erschien es uns in der Gruppe, neben rationalen Gründen (z.B. fördert Transfer), die Anspruchsgruppen emotional zu berühren: z.B. „Was bewegt Lernende dazu mehr zu tun als bisher?“ oder „Wie können Führungskräfte für die Bedeutung der neuen Rollen sensibilisiert werden?“.
In der Transferphase arbeiten die Teilnehmer weiter an diesem Thema.
Online Training mit einer Social Collaboration-Plattform: Erfahrungen aus einem Train-the-Trainer Projekt
Unternehmen verschiedenster Grössen operieren zunehmend auf verschiedenen Kontinenten und sind gefordert, (welt)weit verteilte Mitarbeitende zu qualifizieren. In dieser Situation sah sich auch der Bereich Development University (die Trainingsorganisation für interne Mitarbeitende aus dem Bereich Entwicklung) des Softwareanbieters SAP AG, den wir im Rahmen eines kürzlich Woche abgeschlossenen Trainingsprojekts unterstützen konnten.
Bei der Qualifizierung weltweit verteilter Mitarbeitender geht es nicht immer um grosse Zielgruppen, für die sinnvoll eLearning Tutorials oder WBT entwickelt werden können. Häufig geht es um Angebote für kleine, verteilte Zielgruppen in spezialisierten Funktionen (z.B. Software-Architekten oder für Qualitätssicherung zuständige Ingenieure an kleineren Standorten). In unserem Fall war das Ziel, eine kleine Gruppe von 12 Personen an Standorten in Europa, Nord- und Südamerika sowie der Region Asien-Pazifik-Japan zu online Trainern zu entwickeln. Gemäss einem Train-the-Trainer-Modell werden diese dann wiederum weitere Personen in ihren Divisionen bzw. geografischen Regionen zum Thema Online Training schulen – ebenfalls in Gruppen von ungefähr jeweils 10-12 Personen.
Das Design für den siebenwöchigen Kurs beinhaltete folgende Elemente:
- Selbststudium mit wöchentlichen Leseaufträgen auf der Grundlagen eines umfangreichen Readers;
- wöchentliche Arbeitsaufträge zur Anwendung des über die Leseaufträge erworbenen Wissens auf
- ein eigenes Trainingsprojekt (Action Learning Projekt), in dessen Rahmen die Teilnehmenden beispielsweise ein Konzept für die Transformation eines bestehenden Präsenzkurses in einen online Kurs entwickelten;
- Peer-Feedback und Feedback der Trainer zu den Arbeitsaufträgen / zum Stand der Entwicklung der Action Learning Projekte
- wöchentliche Sitzungen im virtuellen Klassenzimmer (VC) zur Vertiefung von Aspekten, zur Diskussion, zur Durchführung von Microteaching-Übungen oder zur Präsentation und Diskussion der Action Learning Projekte;
- Microteaching-Übungen, bei denen die Teilnehmenden eine kurze Lernsequenz im VC gestalteten, ein textbasiertes Learning Nugget erstellten oder ein kurzes eLearning-Modul (z.B. PPT oder WBT) entwickelten.
Die verschiedenen thematischen Stränge, die in diesem Online Training behandelt wurden und die zentralen Arbeitsformen sind in der folgenden Abbildung zusammengefasst:
Als Plattform für diesen Kurs wurde ein “Lernraum” (“learning room”) auf der Grundlage einer Social Collaboration Plattform (SAP Jam, vgl. auch die nachfolgende Abbildung). Über diese Plattform wurden folgende Aktivitäten abgewickelt:
- eine kurze Umfrage zur Standortbestimmung bei den Teilnehmenden vor Kursbeginn;
- die Einteilung der Kursteilnehmenden-Tandems;
- das Einstellen & Abrufen der wöchentlichen Lese- und Arbeitsaufträge;
- das Ausarbeiten der schriftlichen Arbeitsaufträge (Wiki-Seiten);
- das Lesen und Kommentieren der schriftlichen Arbeitsaufträge durch Peers (Tandem-Partner) und Trainer;
- das Versorgen der Teilnehmenden mit aktuellen Informationen (Feed-Updates – vgl. rechte Bildhälfte unten);
- das Diskutieren von Fragestellungen in Diskussionsforen;
- darüber hinaus war der verwendete virtual classroom über die Startseite des Kurses verlinkt.
Für mich als Trainer war es eine interessante Erfahrung, mit dieser Plattform zu arbeiten. Die Wiki-Seiten, auf denen die Teilnehmenden ihre schriftlichen Aufträge entwickelten ermöglichten einfaches Kommentieren durch die jeweiligen Tandem-Partner und auch die Trainer. Und die Sicht auf den “Feed Update”, in dem Aktionen der Beteiligten angezeigt wurden (z.B. das Einstellen von Dokumenten, das Kommentieren von Dokumenten, etc.) ermöglichte uns Trainern einen guten Überblick über das Geschehen im Kurs. Da wir diesen Feed Update per Email abonniert hatten bekamen wir auch beiläufig zu anderen Projektarbeiten einen Eindruck von den Kursaktiväten.
Meine Kollegin Ilona Diesner und ich haben ebenfalls einige Lernerfahrungen im Rahmen dieses Kurses machen können:
- Die Microteachings erforderten unterschiedlich intensive Betreuung – je nach Aufgabenstellung. Während die Gestaltung von VC-Sitzungen den Teilnehmenden vergleichsweise gut gelang, blieben die Ergebnisse für die Medienproduktionen hinter den Erwartungen zurück. Hier wäre eine intensivere Begleitung durch uns Trainer erforderlich gewesen.
- Im Rahmen eines Kurses mit zahlreichen Aufträgen ist es sehr wichtig, den Teilnehmenden eine gut durchdachte Dateistruktur für die Dokumentation ihrer Arbeitsaufträge vorzugeben. Hier mussten wir etwa zur Halbzeit des Kurses nacharbeiten, um weiterhin eine gute Übersicht zu gewährleisten.
- Die Heterogenität der Teilnehmenden an diesem Kurs beispielsweise im Hinblick auf ihre Erfahrung als Trainer oder im Hinblick auf ihre Englisch-Sprachkompetenz erfordert eine grosse Sensibilität der Trainer – nicht zuletzt bei der Moderation von VC-Sitzungen und bei der Formulierung der Feedbacks zu den Arbeitsaufträgen.
- Die Durchführung eines Kurses mit Teilnehmenden in Asien, Europa und Amerika erfordert auch eine gute Ablaufplanung. Wenn die jeweils neue Kurswoche mit einem Arbeitsauftrag eröffnet werden soll, dann bedeutet das für uns Trainer in Europa, dass die Arbeitsaufträge für die Teilnehmenden in Indien bereits am Sonntagabend unserer Zeit verfügbar sein müssen.
Als Fazit können wir festhalten, dass die abschliessenden Projektpräsentationen der Kursteilnehmenden sehr zufriedenstellend waren. Für mich ist dieses positive Ergebnisse auch eine Folge der intensiven Unterstützung der Teilnehmenden über den gesamten Kursverlauf: durch schriftliches Feedback zu den wöchentlichen Aufträgen – einerseits von den jeweiligen Tandem-Partnern sowie andererseits durch uns Trainer; durch Feedback im Rahmen der VC-Sitzungen und schliesslich auch durch Feedback im Rahmen von kurzen Telefonkonferenzen mit den jeweiligen Teilnehmenden-Tandems.
Dialog mit Grossgruppen in Echtzeit
Neue technologische Entwicklungen erlauben es Lehrpersonen und Vortragenden über mobile Endgeräte (Clicker-Systeme oder Smartphones) in einen direkten Austausch mit den Teilnehmenden einzutreten – und zwar auch bei grossen Veranstaltungen. In der August Ausgabe von Training aktuell werden die Vor- und Nachteile dieser neuen Form der Interaktivität aufgezeigt. Ein paar davon seien an dieser Stelle genannt:
- DIALOGISCH: Eine grosse Anzahl von Menschen kann in kürzester Zeit aktiv beteiligt werden und es kann direkt auf die Teilnehmeräusserungen eingegangen werden
- NACHHALTIG: Die elektronischen Statements der Teilnehmenden sind weiter bearbeitbar, nachprüfbar und jederzeit nutzbar
- NICHT GRUPPIERBAR: Keine Möglichkeit Äusserungen sofort zu gruppieren (wie Kartencluster an einer Pinnwand)
Weitere Informationen dazu befinden sich in folgendem Beitrag:
http://www.managerseminare.de/ta_Artikel/Instant-Feedback-Tool-Was-denkt-der-Saal,229123
Für den Hochschulkontext hat Christoph Meier in einem Blogbeitrag an anderer Stelle die Bedeutung dieses Feedback Tools aufgezeigt:
Im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von Smartphones unter Studierenden haben Classroom Response Systeme vermehrt an Aufmerksamkeit gewonnen. Im Vordergrund steht dabei die Möglichkeit, Lernende durch kurze Abfragen stärker zu aktivieren – insbesondere in Grossveranstaltungen. Dabei werden im Hinblick auf die technische Komponente unterschiedliche Begrifflichkeiten verwendet. Die Rede ist wahlweise von
- Personal Response Systems (PRS),
- Classroom Response Systems,
- Clicker-Systemen,
- TED-Systemen,
- mobilen Abstimmungssystemen.
Das folgende Video enthält einen kurzen Erfahrungsbericht einer Lehrperson mit dem Einsatz von Clicker-Systemen im Unterricht. Heraus gestellt werden folgende Aspekte:
- die Bedeutung einer guten Vorbereitung auf den Einsatz dieser Systeme im Unterricht
- Gründe, warum Lernende / Studierende den Einsatz von Clicker-Systemen im Unterricht begrüssen (“das hält mich wach”; “ich weiss, ob ich auf dem richtigen Weg bin”; “ich weiss, wo ich im Verhältnis zu den anderen stehe”).
OKB Tagung in St:Gallen: „Jugend und ihre Medien“
Medienkompetenzen in der Berufsbildung – so hiess meine Keynote gestern.
Was bedeutet es für die Berufsbildung, kompetent mit Medien umgehen zu können? Was sollen jugendliche Auszubildende können, um kompetent mit Medien umgehen zu können? Wie schätzen sich Auszubildende selbst ein?
Alle Unterlagen sind online, auch die Keynotes wurden aufgezeichnet und werden noch ins Netz gestellt: http://www.berufsbildung-ost.ch/symposium2013/
Die Veranstaltung war für mich gestern sehr bereichernd. Alle Keynotes fand ich top – unterhaltsam, aber auch substanzreich, inspirierend. Man merkte, dass alle Referenten einen sehr persönlichen Zugang zum Thema haben.
In Vorbereitung auf meine Keynote kamen mir sehr viele Erinnerungen an meine eigene Lehrzeit (1986 bis 1988 – Industriekauffrau) hoch. Daher habe ich zu Beginn auch Bezug zu persönlichen Erfahrungen/ Beobachtungen genommen, welche Unterschiede ich zwischen damals und heute sehe. Dies macht einen einerseits nostalgisch (schon so lange her), andererseits schärft es einen in der Beobachtung; hift, kritisch in den Blick zu nehmen, was denn tatsächlich neue Anforderungen sind.
In der Twitter Wall wurde am stärksten der „Mixer – will it blend?“ als Beispiel für dialogorientierte Kundenkommunikation kommentiert. Auch im Saal mussten alle 400 TN herzlich lachen – ein schönes Gefühl. Humor bleibt immer hängen – hoffe dennoch, die eigentlichen Kernbotschaften gingen nicht unter:
Nach der Präsentation eine interessante Frage: was ist die Rolle der Führungskräfte – Chefs in Lehrbetrieben. Ein Chef schaut nach, was die Auszubildenden in Facebook so treiben (z.B. ein Auszubildender im Firmen-Blaumann im „Saufgelage“ – das geht gar nicht). Meine Antwort fiel recht knapp aus, wir hatten schon ein Zeitproblem, daher hier nochmals etwas differenzierter zu der Frage:
Was bedeutet „Leadership 2.0“ in der Berufsbildung? Sollen wir als Ausbildungsverantwortliche „kontrollieren“, wie sich die Auszubildenden in den sozialen Netzwerken ggf. „geschäftsschädigend“ präsentieren?
Diese Aufgabe klingt ziemlich anstrengend. Muss ich jetzt als Führungskraft auch noch in den sozialen Netzwerken kontrollieren gehen? Bei Auszubildenden stellt sich allerdings schon die Frage, welche Verantwortung wir tragen; wie wir sie in diesem Bereich ein Stück weit begleiten sollen, um sie kompetent im Umgang mit sozialen Medien zu machen – schliesslich legen sie den Grundstein ihrer beruflichen (realen und digitalen) Identität. Daher würde ich es als integratives System in einem Lehrbetrieb sehen, der auf einer guten Lernkultur (Aufrichten statt Zurichten) aufbaut:
1) Dialog mit den Auszubildenden führen: was sind unsere Leitlinien im Umgang mit Sozialen Medien? Letztendlich geht es um den Erfolg des Betriebes, aber auch um den beruflichen Erfolg der Auszubildenden (z.B. “möchtest du, dass dein künftiger Arbeitgeber diese Fotos deiner Bewerbermappe beigelegt wird?”). Die Sinnfrage, das „warum“ wir darauf achten (Facebook ist eben kein privater Raum!) repräsentiert den Ausgangspunkt sowie auch die Leitplanken für unser Handeln.
2) Es braucht wenige und einfache Regeln sowie Transparenz, um ein robustes, werteorientiertes System zu etablieren. Zum Beispiel: Regel 1) stelle nichts ins Internet, was du später bereuen wirst (soll das dein Arbeitgeber sehen?) – auch wenn du private Einstellungen vorgenommen hast – nichts ist privat im Internet 2) google dich regelmässig, um zu prüfen, ob jemand anderes über dich / ein Foto von dir gepostet hat – am besten ist es, gemeinsam mit den Auszubildenden Strategien zu entwickeln, was man machen kann (1. zuerst direkt ansprechen, 2. falls dies nicht wirkt, wo kann ich hingehen) 3) offen sein für Kritik und Rückmeldungen – beide sind für beide Seiten eine Lernchance. Der Empfänger/ Betroffene entscheidet, was ihm peinlich ist oder nicht, welche Infos entfernt werden sollen.
3) Transparenz herstellen: wenn man als Führungskraft in Facebook überprüfen möchte, sollte dies im Vorfeld klar sein, damit keine Misstrauenskultur entsteht. Aufrichten statt Zurichten – das bedeutet auch, stärker auf Selbstregulation (erklären, warum ist es wichtig, damit Jugendliche eigene, intrinsische Ziele stecken können) statt auf Selbstkontrolle zu setzen (ist immer von aussen gesteuert, braucht viel Ressourcen und die Gefahr ist gross, dass Jugendliche irgendwann aus dieser Selbstkontrolle ausbrechen).
4) Voneinander lernen: die Auszubildenden können ermuntert werden, mit eigenen Ideen zu kommen – aktiv nach ihrer Meinung fragen, offen sein, wie die Auszubildenden Entwicklungen sehen, sich gemeinsam wie in einem grossen Entwicklungslabor fühlen, wo in bestimmten Bereichen die Auszubildenden mehr wissen als die Ausbilder. Dies kann sehr bereichernd für eine Lernkultur sein, die sich am Idealbild der lernenden Organisation („Lernen von oben nach unten und von unten nach oben“) orientiert.
5) Im Grunde genommen braucht es eine ergänzende Professionalisierung der Ausbildner, damit sich der Aufwand in Grenzen hält (Weiterbildung für neu geforderte Kompetenzen, Support Unterstützung, Tools, um Kommunikationsaufgaben in den Griff zu kriegen, etc.)
OKB_Meko_Seufert_Nov2013
Erstellung von Webvideos
In der August Ausgabe von Training aktuell erklärt ein Film- und Videoproduzent worauf Weiterbildner bei der Erstellung von Recruiting-, Imagefilmen oder Erklärvideos achten sollten.
http://www.managerseminare.de/ta_Artikel/Videomarketing-In-Szene-gesetzt,229117
Bei der Erstellung eines Imagefilms spielen folgende Aspekte eine Rolle:
- Transparenz
- Zurückhaltung
- Authentizität
- Personalisierung
Hier noch ein paar Beispiele für Recruitingfilme. Es handelt sich um Beispiele einer Hochschule, eines Web-Dienstleisters und einer Unternehmensberatung. Die Filme sind sehr unterschiedlich und es wird deutlich, dass Kreativität gefragt ist, um auf sich aufmerksam zu machen.
http://www.youtube.com/watch?v=xO0BNoIUB4o
http://about.namics.com/2012/12/stop-motion-lego-fleiss-lab-fun.html
http://recruitingfilme.de/employer-branding/mckinsey-recruiting-video/
ASTD Konferenz „Learn Now – Integrating informal, social and mobile into your learning strategy“
Diese Woche (12.-13.11.2013) fand in Austin Texas die ASTD “Learn Now”-Konferenz unter dem Titel „Integrating informal, social and mobile into your learning strategy” statt. Für mich war die Teilnahme ein Element meiner persönlichen Weiterbildung in diesem Jahr. Das Fazit hierzu ist eher gemischt. Hier mein persönlicher Kurzbericht…
Zu der zweitägigen Konferenz hatten sich etwa 90 Bildungsverantwortliche primär aus Unternehmen und staatlichen Institutionen angemeldet. Das Format war für eine „Konferenz“ in zweierlei Hinsicht ungewöhnlich: zum einen sassen die Teilnehmenden in kleinen Gruppen an Tischen (und arbeiteten in den verschiedenen Sessions auch in diesen Gruppen an Aufträgen); zum anderen waren es drei Experten, die abwechselnd die verschiedenen Sessions der Veranstaltung als inhaltliche Impulsgeber und als Moderatoren bestritten:
- Chad Udell, Geschäftsführer von Float Mobile Learnnig und Autor eines Buchs zu mobilem Lernen (Udell, C.: 2012. Learning everywhere: how mobile content strategies are transforming training. American Society for Training and Development).
- Jane Bozarth, E-Learning Koordinatorin für die Regierung von North Carolina und Autorin eines Buches zum Einsatz von sozialen Medien in Training und Weiterbildung (Bozarth, J.: 2010. Social media for trainers: techniques for enhancing and extending learning. San Francisco: Pfeiffer.)
- Julie Dirksen, Beraterin für Learning Design und Weiterbildung und Autorin eines Buches zu Learning Design (Dirksen, J.: 2011. Design for how people learn. Berkeley, CA: New Riders.)
Die Veranstaltung war in fünf Sessions gegliedert:
- Creating real vs. ideal solutions
- Designing for behavior change
- Social instructional design
- Dealing with objections and taking action
- Measuring it all: moving beyond ROI
Begleitend zur Veranstaltung war von den Organisatoren eine Facebook-Gruppe eingerichtet worden, in der nützliche ergänzende Hinweise und Kommentare gepostet wurden – sowohl von den Moderatoren als auch von den Teilnehmenden.
(1) Chad Udell eröffnete die Veranstaltung und bestritt die erste Session zum Thema “Creating real vs. ideal solutions“. Er warb für einen Ansatz in der betrieblichen Bildungsarbeit der sich am „design thinking“ orientiert und sich in folgenden Schritten realisiert:
- empathize (die Problemsituation kennen und verstehen)
- define (Grundprobleme identifizieren und nicht vorschnell eine Qualifizierung als Lösungsweg verfolgen)
- ideate (über Kreativitätstechniken verschiedene Lösungsansätze entwickeln, skizzieren und bewerten)
- prototype (Prototypen iterativ zu Lösungen weiterentwickeln)
- test (die Lösung überprüfen und evaluieren).
Dabei legte er einen Schwerpunkt auf laterales Denken („thinking out of the box“) für die Entwicklung von Lösungen zu den identifizierten Grundproblematiken. Neben einer kurzen Übung zu den sechs Denkhüten von De Bono liess er die Arbeitsgruppen auch den Webservice http://minimaldesign.net/os/ zu „oblique strategies“ als Ressource für die Bewältigung von Denkblockaden nutzen.
(2) Julie Dirksen eröffnete die zweite Session zum Thema „Designing for behavior change“ indem sie eine Parallele zwischen den Herausforderungen herstellte, denen sich Bibliotheken, Museen und auf die Bereitstellung von Lernressourcen fokussierte betriebliche Bildungsbereiche gegenüber sehen: für sie stellt sich die Frage nach dem Auftrag, wenn umfangreiche Wissens- und Lernressourcen jederzeit und überall im WWW oder über spezielle Apps verfügbar sind. Ihre Antwort für die betrieblichen Bildungsbereiche lautet: Konzentration auf die schwierigen Aufgaben, allen voran das Bewirken von nachhaltigen Verhaltensänderungen.
Ausgehend von der Metapher „rider & elephant“ (Jonathan Haig: The happiness hypothesis) für unterschiedliche Denkmodi (rational und verbalisierend versus emotional und habitualisiert) plädierte sie für ein didaktisches Design, dass sowohl (1) den emotionalen und habitualisierten Operationsmodus der adressierten Zielgruppe („design for the elephant“) als auch (2) die Rahmenbedingungen für die Lernenden im Arbeitsfeld („design for environment“) in den Mittelpunkt stellt. Die Leitfragen für das learning desingn sind daher aus ihrer Sicht folgende:
- Welche bisherigen Verhaltensweisen müssen die Teilnehmenden verlernen?
- Welche Erfahrungen machen die Lernenden, wenn sie eine neue Handlungsweise ausprobieren / umsetzen?
- Welche Konsequenzen erleben sie, wenn sie das erwünschte Verhalten nicht zeigen?
- Woher wissen sie, ob sie die erwünschten Handlungen richtig umsetzen?
- Wie können Sie die neuen Verhaltensweisen (in geschützter Umgebung) einüben?
- In welchem Umfang erfahren sie in ihrer täglichen Arbeitsumgebung Unterstützung für die erwünschten neuen Verhaltensweisen?
- Wer sind geeignete Rollenmodelle für die Lernenden?
- Wie kann die Umsetzung der erwünschten neuen Verhaltensweisen so einfach wie möglich gemacht werden?
- Wie können kognitive Herausforderungen bei der Umsetzung der erwünschten neuen Verhaltensweisen in die Umgebung ausgelagert werden (Arbeitshilfen, technische Systeme, etc.)?
In der dritten Session des ersten Tages wandte sich Jane Bozarth dem Thema „Social instructional design“ zu. Sie ging dabei von zwei Ausgangspunkten aus: (1) die Unterscheidung von verschiedenen Formen des Lernens in Organisationen:
- ‚intra-organizational learning‘, z.B. in Form von Management-Informationen an die Mitarbeitenden;
- ‚formal directed learning‘, z.B. Trainer-geführte Kurse;
- ‚group directed learning‘, z.B. im Rahmen der Arbeit in Projektgruppen;
- ‚personal directed learning‘, z.B. in Form von selbstgesteuerten Lernaktivitäten;
- ‚accidental & serendipitous learning‘, z.B. zufällige Lernerfahrungen im Verlauf von informellen Gesprächen;
(2) die Feststellung, dass social media für verschiedene Aktivitäten genutzt werden können:
- (dezentrales) Publizieren von Informationen
- Teilen von Inhalten
- Entwicklung von Beziehungen zwischen Personen
- gemeinsames, kollaboratives Arbeiten.
Sie hat dann die Teilnehmenden im Rahmen einer Gruppenarbeit Ideen dazu entwickeln lassen, wie diese verschiedenen Formen des Lernens durch social media basierte Aktivitäten unterstützt werden können. Beispiele, die genannt wurden, waren z.B. der persönliche Weblog eines Firmenvorstands, Berichte zu Weiterbildungen von Seiten der Mitarbeitenden in Firmenweblogs oder Wettbewerbe zu Videos mit dem Thema „things good to know“ auf einer firmeninternen Plattform.
Anschliessend führte Bozarth die Studie von Julian Orr „Talking about machines“ (1996) ein: eine ethnografische Studie über Praktiken des Wissensaustauschs unter den Servicetechnikern eines Herstellers von Fotokopierern. Im nachfolgenden Gruppenauftrag ging es um die Frage, welche Möglichkeiten zur Bearbeitung der von Orr diagnostizierten Probleme heutzutage auf der Grundlage von social media Werkzeugen möglich sind. Zu den entwickelten Ideen gehörten beispielsweise online Bildersammlungen zur Dokumentation von Schäden in den Kopierern, Kurzvideos zu einzelnen Reparaturvorgängen, Instant Messaging für eine schnelle Kontaktaufnahme bei Rückfragen an Kollegen oder auch Servicetickets, die für Kunden online einsehbar sind und den aktuellem Reparaturstatus zeigen.
Den zweiten Tag eröffnete Jane Bozarth mit der Session zu „Dealing with objections and taking action“ und mit dem Hinweis darauf, dass die Pläne zur Einführung von Lernlösungen im Arbeitsfeld auf der Grundlage von social media häufig auf Vorbehalte und Widerstände von verschiedener Seite stossen (Management, IT, Endnutzer). Julie Dirksen übernahm dann und moderierte zwei Übungen: (1) zur Kraftfeldanalyse als Verfahren, die eine Veränderung treibenden und bremsenden Faktoren / Kräfte zu identifizieren; und (2) zum Herunterbrechen von grossen Veränderungszielen in verschiedene kleine, leichter zu bewältigende Einzelschritte.
Die letzte Session der Konferenz zum Thema „Measuring it all: moving beyond ROI“ moderierte wiederum Chad Udell: auf einen kurzen Input zum Thema analytics und zu „vanity metrics“ (d.h., Metriken, die Bildungsbereiche gut aussehen lassen – „16‘482 Zugriffe auf die Lernplattform im letzten Quartal“ – aber keinerlei Aussagekraft besitzen und keine Ansatzpunkte für die Qualitätsentwicklung bieten), folgte ein Verweis auf das Buch von Eric Ries „The lean startup“ und das dort entwickelte Konzept des „innovation accounting“. Dazu wurden dann zwei kurze Gruppenübungen durchgeführt.
Insgesamt war ich von der Veranstaltung etwas enttäuscht. Erwartungen, die mit der Ankündigung der Veranstaltung geweckt wurden (z.B. „Deconstruct an onboarding experience and rebuild it using LearnNow techniques“), wurden aus meiner Sicht nicht erfüllt und mir haben insbesondere aktuelle Fallbeispiele gefehlt. Und inhaltlich war die Veranstaltung eher auf Einsteiger ausgerichtet. Die drei Experten haben die Veranstaltung zweifellos gut moderiert und die Teilnehmenden vorbildlich aktiviert – vor allem, indem in den zahlreichen kurzen Übungen die Einschätzungen der Teilnehmenden abgeholt wurden. Aber wenn man Einsteiger vor sich hat und ein fachlich gehaltvoller Input (etwa zum Thema „social instructional design“ oder „measurement“) ausbleibt, dann bleibt dieses Vorgehen aus meiner Sicht unergiebig – weil es einfach nur wenig an interessanten Erfahrungen von Seiten der Teilnehmenden abzuholen gibt…
Ziele von Social Media in Unternehmen
In der Juli Ausgabe von managerSeminare wird von einer Social Media Studie berichtet. Die Studie „Enterprise 2.0 – Status quo 2013“ zeigt, dass Social Media mittlerweile zu den wichtigsten Kommunikationstools in Unternehmen zählen. Zwei Befragungen zeigen eine Entwicklung der Nutzung. 2010 wurde von den Befragten vor allem Social Media zur Pflege des Unternehmensimage genutzt. Heute steht die Verbesserung der internen Kommunikation an erster Stelle.
Als wichtigste Folgen der Nutzung von Social Media in Unternehmen wurden
• offene Kommunikation,
• besserer Informationszugang und
• intensivere Zusammenarbeit
genannt.
Was bedeutet das für Bildungsbereiche?
http://de.slideshare.net/scil-info/meiersociallearning20130924
Vom formellen zum informellen Lernen und wieder zurück…
Letzte Woche fand hier in St.Gallen unser scil Seminar zu “Informelles Lernen mit neuen Medien” statt. Auf der Grundlage von fünf Leitfragen haben wir uns eineinhalb Tage lang mit verschiedenen Facetten informellen Lernens beschäftigt:
Wir haben Profile von verschiedenen Lernangeboten miteinander verglichen, persönliche Lernlandkarten aufgezeichnet und abgeglichen, unsere Nutzung von neuen Medien im Zusammenhang mit Lernen reflektiert, darüber diskutiert, wie informelle Lernformen in die Lernlandschaft integriert und unterstützt werden können und schliesslich danach gefragt, was dies alles für die künftige Arbeit von Bildungsverantwortlichen bedeutet.
Dabei zeigte sich in der Runde der Teilnehmenden, dass einerseits die Unterstützung informellen Lernens eine wichtige Zukunftsaufgabe für Bildungsbereiche darstellt, andererseits aber die Bildungsbereiche in Organisationen / Unternehmen hier noch grossen Entwicklungsbedarf haben. Blended learning-Angebote sind inzwischen mehr oder weniger gut etabliert. Aber die Unterstützung von moderierten Reflexionsprozessen im Arbeitsfeld (z.B. im Rahmen von Teambesprechungen) und das selbstgesteuerte Lernen im Rahmen von online Lern- oder Expertencommunities (z.B. im Rahmen einer internationalen Trainer-Community) stellen noch kaum bearbeitete Entwicklungsfelder für Bildungsverantwortliche dar.
Typischer Entwicklungspfad für Bildungsbereiche und ihr Leistungsportfolio: vom formellen zum informellen Lernen
Interessant war dann ein Aspekt, der sich aus dem abschliessenden Arbeitsauftrag der Teilnehmenden ergab und den ich hier kurz entwickeln möchte: Unternehmen in sich schnell wandelnden Branchen und Märkten sind damit konfrontiert, dass sich in zentralen Wissensdomänen (z.B. Technologien) kontinuierlich neue Entwicklungen ergeben und hierzu fortwährend Wissen und Kompetenzen aufgebaut werden müssen. Sobald Bildungsbereiche in der Lage sind, die gesamte oben aufgezeigte Bandbreite an Lernformen direkt oder indirekt gut zu unterstützen, kann im Hinblick auf die Entwicklung von Wissen und Kompetenzen zu neuen Themen eine Bewegung von rechts nach links, von informellen Lernformen zu formalen Lernformen erfolgen:
- Bei Bedarf kann auf der Grundlage einer social media Plattform (z.B. Yammer, Jam oder Jive) in einem ersten Schritt sehr schnell ein online Gruppenraum – beispielsweise zu einer neuen Datenbank- oder Softwaretechnologie – eingerichtet werden. Damit kann der Austausch / das informelle Lernen zu diesem neuen Themenfeld unterstützt und eine online Fachcommunity aufgebaut werden. Die Mitglieder einer solchen online Community werden dann mit der Zeit eine Reihe von Ressourcen und Materialien zu diesem neuen Themenfeld zusammentragen (z.B. einzelne Problemlösungen, kurze Erfahrungsberichte, Visualisierungen zu Zusammenhängen oder einfache Checklisten).
- Wenn eine ausreichende Menge an solchen Ressourcen und Materialien verfügbar ist, können diese dann im Rahmen von Bemühungen um Leistungsunterstützung (performance support) für weitere Nutzer innerhalb des Unternehmens zugänglich gemacht werden. Etwa indem im firmeneigenen Intranet spezifische Bereiche / Seiten zu diesem neuen Themenfeld erstellt oder kurze Webinare durchgeführt werden. Dabei wird in der Regel eine Qualitätssicherung erforderlich und die Materialien müssen auf mögliche Inkonsistenzen, Lücken oder Ungenauigkeiten überprüft und gegebenenfalls allgemeinverständlicher formuliert werden.
- Diese qualitätsgesicherten Materialien sind dann eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Trainingseinheiten zum neuen Thema für wiederum grössere Zielgruppen. Die für die Umsetzung erforderliche Zeit ist bei einfachen Experten- / Trainer-geführten Workshops kürzer, bei der Umsetzung von didaktisch ausgearbeiteten Kursen oder online Lerneinheiten (WBT) entsprechend länger.
Bewegungsrichtung bei agiler Kompetenzentwicklung
Es wird deutlich, wie Wissensmanagement, informelles Lernen und formale Weiterbildung ineinander fliessen. Erste Unterstützungsangebote (Austausch, Performance Support) können schneller realisiert werden als voll ausgearbeitete Kursangebote und damit können Bildungsbereiche schneller und beweglicher werden (agile Kompetenzentwicklung). Welche Aufgaben Bildungsverantwortliche jeweils übernehmen, kann unterschiedlich sein. Denkbar ist beispielsweise, dass sie im Hinblick auf den Austausch in Communities und Performance Support-Angebote die verantwortlichen Themenexperten punktuell unterstützen (z.B. im Hinblick auf die Moderation einer Fachcommunity oder die Strukturierung / Ausgestaltung von Materialien) und erst bei der Durchführung von formalen Trainingsangeboten die Führung übernehmen.
Die Lernende Organisation – ein Mythos oder gelebte Praxis?
Die Entwicklungsfähigkeit von Organisationen gewinnt zunehmend an Bedeutung und führt zur Implementierung von Organisationsformen, Führungskonzepten und Managementsystemen, die verstärkt auf Selbstorganisation setzen. Hierbei kommt der Funktion des Lernens von Individuen und der Entwicklung von Organisationen eine besondere Bedeutung zu, die mit der Institutionalisierung lern- und innovationsförderlicher Strukturen und damit auch Kulturen einhergeht. Im Grunde genommen ist das Konzept der Lernenden Organisation (Senge, 1990) heute wieder sehr aktuell – auch wenn unter anderen Bezeichnungen: entwicklungsfähige Organisation, agile Organisation, Enterprise 2.0…. Die Umsetzung ist allerdings schwer, hört man Bildungsverantwortlichen zu, dann scheitert es oft an der gelebten Praxis, eine gewisse Desillusionierung ist spürbar – zu idealistisch ist das Konzept. Trotzdem haben viele den Eindruck, dass der Umgang mit Veränderungen und auch mit Unsicherheit viele Barrieren für Lernen (der einzelnen MA sowie auch für gesamte Unternehmen) und somit auch für Innovation ein Kernproblem darstellt.
Was sind die neuen Ausgangspunkte des Lernens und für die Lernende Organisation? Und damit: wo müssen etablierte Handlungsmuster aufgebrochen werden, “verlernt” werden? Was sind zentrale Handlungsfelder, um die Entwicklungsfähigkeit von Organisationen zu erhöhen? Letzendlich ist es entscheidend, stärker individuelles und organsiationales Lernen – und somit PE und OE – stärker zu verbinden.
Entwicklungsfähigkeit
Wie Unternehmen auf die Zukunft vorbereiten?
Wie können Personaler und Führungskräfte ihre Unternehmen auf die Zukunft vorbereiten? managerSeminare war auf dem DGFP-Kongress 2013 und hat in der Juli-Ausgabe versucht auf diese Fragen zu antworten.
Es konnte kein Rezept geliefert werden, aber folgende Schlagworte geben Hinweise für eine Formel:
- Individualität (in Bezug auf Lernen und Beurteilen von Menschen)
- Integrität (in Bezug auf das Leben von Werten bei Entscheidungsprozessen)
- Initiative (in Bezug auf Mitdenken)
Wie sieht also die Führungskraft von heute aus? Der Lufthansa Personalvorstand beschreibt die Führungskraft von heute so: Role Model für individuelle Entwicklung, integres Verhalten und einem hohen Grad an Initiative.
Dieses Video zeigt einen interessanten Auszug des Kongress zum Thema „Werte sind handlungsleitend“
http://www.managerseminare.tv/Video/DGFP-Kongress-2013-Werte-sind-handlungsleitend,1400
Erfolgsfaktoren für den Lern-/Lehrprozess
Der neuseeländische Bildungswissenschaftler John Hattie hat in der weltgrössten Bildungsstudie die wichtigsten Erfolgsfaktoren für den Lern-/ und Lehrprozess herausgearbeitet. In der Juli Ausgabe (7/2013) von Training aktuell wurde ein Artikel darüber veröffentlicht.
Folgenden Erfolgsfaktoren wurde besondere Bedeutung zugewiesen:
- Selbsteinschätzung – ständiger Abgleich: Formulierung von Lernerwartungen an sich selbst, Definition von eigenen erreichbaren Lernzielen, Einschätzung des eigenen Wissensstands
- Feedback – regelmässige Rückmeldung hilft bei der Annäherung des aktuellen Leistungsstands und den selbst formulierten Lernzielen (Durch „One-Minute-Paper“ können auch Trainer von Feedback profitieren)
- Lehrperson als Regisseur und Ermöglicher– glaubwürdige und klare Kommunikation von Lernzielen und Erwartungen
- Lernatmosphäre – Miteinander und Voneinander lernen: Fehler als Lernchance ansehen, Anerkennung der Lernenden vom Lehrenden durch Respekt, Zuhören und Empathie
- Kurze Inputs – So bleibt Zeit für Wiederholungsschleifen Praxisübungen, Selbsteinschätzung und Feedback
Zur Ergänzung des Artikels ein Flipchart aus einem scil Seminar. Es wurde während des Seminars „Aktivierende Methoden“ von Teilnehmern erstellt. Es zeigt wie Bildungsverantwortliche selbst im Rahmen der Vor- und Nachbereitung eines Seminars zum Lernen angeregt werden wollen.
Viele Punkte tauchen in beiden Darstellungen auf.
http://www.managerseminare.de/ta_Artikel/Erfolgsfaktoren-fuer-Trainer-Starke-Bindung-gesucht,228480
scil on tour: Lernräume – Thinking out of the box
Vor dem Hintergrund der breiten Diskussion um das Zusammenspiel von formellem und informellem Lernen sowie dem Zusammenfliessen von Arbeiten und Lernen in Unternehmen und Organisationen stellen sich viele Fragen zu Lernarchitekturen – verstanden als Schnittfläche von Raumgestaltung, Medieneinsatz und Gestaltung von Lehr-Lernprozessen.
Diese Woche waren wir dazu im Rahmen unseres Tagesworkshops zum Thema „Learning spaces: thinking out of the box“ zu Gast bei Swisscom in Bern. Gastgeber war Roland Brunner, Senior Learning Specialist, Group Human Resources Development, Learning & Training bei Swisscom und dabei waren ein gutes Dutzend Vertreter aus Bildungsbereichen verschiedener Unternehmen.
Der Vormittag stand im Zeichen von Human Centered Design und der Neugestaltung von Arbeits- und Besprechungsräumen im Gebäude Genfergasse 14 der Swisscom in Bern. Karin Hilzinger, Senior Expert Human Centered Design & Spaces bei Swisscom, führte uns in die Hintergründe dieses Veränderungsvorhabens ein: Vorgaben bezüglich der Verbindung von Tradition und Innovation, Swissness und Swisscom Identität sowie die Beachtung von Vorgaben durch den Denkmalschutz.Aber auch die Freiräume für die Umsetzung von verschiedenen Gestaltungsprinzipien: Mobilität und Flexibilität, Zweckentfremdung von Bekanntem, das Zusammenspiel von alt / gebraucht und neu sowie auch ergonomische Gestaltung.
Im Rahmen einer Führung durch die bestehenden und gegenwärtig im Ausbau befindlichen Räumlichkeiten konnten wir die im Umbau befindlichen Räumlichkeiten im obersten Geschoss des Gebäudes sehen, die gegenwärtig als Arbeits- und Projekträume hergerichtet werden: bunte Fussböden, Lampen aus PET-Flaschen und geflochtenen Lampenschirmen, von Hand höhenverstellbare Arbeitstische und der „grosse Bruder“ für Projektteams, ein grosser Rollschrank mit Platz für Unterlagen, grossem Flachbildschirm und mehreren grossflächigen Pin- und Schreibbrettern im Format des Schranks, die auf der Rückseite verstaut werden können.
Darüber hinaus konnten wir das schon bekannte Braingym (der ehemaligen Postschalterhalle am Bollwerk in Bern, jetzt ein offener Kreativraum für Mitarbeitende der Swisscom) selbst aus erster Hand erleben. Und am Nachmittag konnten wir in anderen, nach dem gleichen Ansatz gestalteten Besprechungsräumen arbeiten.
Im Rahmen von Arbeitsgruppen haben wir uns verschiedenen Themen zugewendet:
- der Ausgestaltung physischer Lernräume
- der Ausgestaltung von virtuellen Lernräumen (z.B. LMS, social media-Plattformen)
- der Gestaltung des Zusammenspiels von Räumen für Lernen und Arbeiten und
- der Gestaltung des Zusammenspiels von physischen und virtuellen Lernräumen.
Anhand des Fallbeispiels „Schulungszentrum der HILTI AG in Schaan, Liechtenstein”, hat eine Arbeitsgruppe herausgearbeitet, wie viele unterschiedliche Aktivitätsformen gegenwärtig im Schulungszentrum umgesetzt werden (u.a. Vorträge; Seminare mit Kleingruppenarbeiten, Plan- und Rollenspielen; Einzelarbeit an Rückzugsplätzen; Videokonferenzen). Flexibilität und Multifunktionalität sind zentrale Anforderungen an die Räumlichkeiten des Schulungszentrums.
In einer zweiten Arbeitsgruppe wurde anhand des Fallbeispiels SAP das Zusammenspiel verschiedener virtueller Lernräume betrachtet, insbesondere das Zusammenspiel von Lernplattform (LMS) und social media Plattform. Über das LMS werden die Trainings administriert und auch die Berichterstattung abgewickelt. Die social media Plattform (SAP Jam) unterstützt vor allem die Kommunikation und Zusammenarbeit im Rahmen von Kursen und Trainings. Das verbindende Konstrukt zwischen beiden Systemen sind „Lernräume“ der social media Plattform. Dorthin werden Kursteilnehmende über die Lernplattform eingeladen und dort sind auch die im LMS hinterlegten online Lernmaterialien verfügbar.
Im abschliessenden Plenum haben wir dann noch das Zusammenspiel von Räumen für Lernen und Räumen für Arbeiten sowie das Zusammenspiel von physischen und virtuellen Lernräumen diskutiert.
Das Zusammenspiel von Räumen für Lernen und Räumen für Arbeiten ist zielbezogen und spezifisch für das jeweilige Bildungsangebot / die jeweilige Lernsituation zu gestalten. Für welche Themen und Entwicklungsziele die Distanz zum Arbeitsfeld oder die Nähe zum Arbeitsfeld gebraucht wird, kann nicht allgemeingültig entschieden werden. So kann es sinnvoll sein, in einer ersten Phase das Arbeitsfeld in das Schulungszentrum zu bringen (z.B. indem im Schulungszentrum ein Ladenlokal abgebildet wird) und in einer späteren Phase die Schulungsaktivität in das Arbeitsfeld zu tragen (z.B. indem Kurzschulungen im Ladenlokal durchgeführt oder Coaching-Gespräche am Arbeitsplatz angeboten werden).
Im Hinblick auf Zusammenspiel von physischen und virtuellen Lernräumen haben wir noch grosse Entwicklungsmöglichkeiten ausgemacht. Ein Standard-Szenario besteht darin, dass in virtuellen Räumen (z.B. Kursplattform, LMS) Materialien für die Vorbereitung einer Präsenzphase im physischen Raum bereit gestellt werden und dann auch wieder die Dokumentation der Präsenzphase im virtuellen Raum erfolgt. In einer Präsenzphase selbst ist aber die Integration von virtuellen / medial repräsentierten Räumen oft noch schwierig, da in der Regel nur eine Projektionsfläche zur Verfügung steht. Allerdings sind hier sehr viel weiter gehende Raumgestaltungen denkbar, die dann das Einbringen von verschiedenen medialen Quellen aus virtuellen Räumen gleichzeitig ermöglichen – z.B. zu sehen bei der Deloitte-University (vgl. auch den Blogbeitrag von Allison Rossett).
Literatur
Meyer, T., Meisel, T., & Schuetze, K. (2012). Education Design: Media, Learning, Space. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 7(1), 146–151.
Rossett, Allison (2012): Deloitte University – What were they thinking. allisonrossett.com, Blogpost, April 30, 2012.
Social learning – Hype oder game changer für Bildungsbereiche?
Die Haniel Akademie hatte mich vor zwei Wochen nach Duisburg eingeladen. Im Rahmen einer Arbeitsgruppe mit Vertretern der Bildungsbereiche verschiedener Unternehmen sollte ich in das Thema “Social learning – Hype oder game changer für Bildungsbereiche?” einführen. Meine Antwort auf die gestellte Frage: “Hype oder game changer” war: sowohl als auch. In meinem Beitrag habe ich dann unter anderem aufgezeigt, wie social media in einem erweiterten Leistungsportfolio von Bildungsbereichen zum tragen kommen können.
Wir hatten eine lebendige Diskussion zu diesem Thema und es hat sich gezeigt, dass die an dieser Runde beteiligten Unternehmen sehr unterschiedlich weit bei diesem Thema sind. Für einige ist das Thema völliges Neuland, andere dagegen sind schon auf dem Weg, neue Bildungsdienstleistungen umzusetzen.
Im Rahmen einer kurzen Workshopphase haben wir auch diskutiert, wie denn die Voraussetzungen für die Umsetzung von neuen Bildungsdienstleistungen unter Einbezug von social media (extended Training, moderiertes Lernen am Arbeitsplatz, Unterstützung von Austausch und Lernen in Communities) bei den beteiligten Unternehmen sind. Für die Umsetzung von extended Trainings mit starker Betonung der Transferphase und Transferunterstützung fehlen hier oder dort noch Elemente der Infrastruktur (z.B. technische Plattformen). Im Hinblick auf durch Vorgesetzte / Führungskräfte moderiertes Lernen am Arbeitsplatz ist vielerorts ein grosser Kulturwandel erforderlich und es ist unklar, ob in den Bildungsbereichen ausreichend Kapazitäten vorhanden sind, um Führungskräfte bei dieser neuen Aufgabe zu unterstützen. Und im Hinblick auf das Fördern und Unterstützen von selbstgesteuertem und selbstverantwortetem Austausch und Lernen in Netzwerken und Communities müssen die dafür erforderlichen Kompetenzen noch an verschiedenen Stellen (Bildungsprofis / learning professionals, Führungskräfte, Mitarbeitende) aufgebaut werden.
Einig waren sich die Betiligten aber darin, dass social media und erweiterte Bildungsdienstleistungen ein wichtiges Arbeitsfeld für die Bildungsbereiche darstellen.